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: Ein Hund Namens Adolf

Mach den Gruß!

Darüber spricht die Stadt: Wie in den letzten Tagen berichtet wurde, musste sich am Mittwoch der 54-jährige Hundebesitzer Roland T. vor Gericht verantworten, weil er seinem Schäferhund namens Adolf den so genannten Hitlergruß beigebracht haben soll. Ungeachtet der Dressurleistung ließ das auf die Verwendung von Symbolen verfassungswidriger Organisationen schließen, was aber schon am Donnerstag wieder abgewiesen wurde, weil das Gericht sich im Unklaren war, ob der so genannte Hitlergruß durch einen Vierbeiner überhaupt ein Hitlergruß sei oder nicht möglicherweise ein verfassungskonformer Hundegruß, dem man bislang noch strafrechtliche Unbedenklichkeit attestiert.

Man muss dabei natürlich in Betracht ziehen, dass der Hund auf den seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr ganz so beliebten Namen Adolf hört, was unabhängig von den Grußgewohnheiten des Tieres ohnehin sehr unschöne Assoziationen weckt. Weil der Hund aber auf den Befehl seines Herrchens – den man in diesem Zusammenhang verständlicherweise Hundeführer zu nennen scheut – „Adolf, sitz! Mach den Gruß!“ sich tatsächlich hinzusetzen pflegte, um die rechte Pfote zum Gruße zu heben, schien das Verdachtsmoment des Hitlergrüßens zunächst gegeben. Ob dieser sich auch eingestellt hätte, wenn der Hund nun Horst oder Herbert oder Pascal gerufen worden wäre, blieb allerdings zu bedenken. Ganz abgesehen davon, dass der Name Pascal unter Hunden wenigstens ebenso unüblich ist wie der Name Adolf, wäre doch der Befehl „Pascal, sitz! Mach den Gruß!“ unter verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten wahrscheinlich relativ harmlos.

Es könnte dabei aber unter Umständen von Bedeutung sein, dass Adolf ein Schäferhund ist, weil sein Namensvetter Adolf, zu dessen Gruß er möglicherweise die Pfote hob, ein großer Freund der Schäferhunde war und einen selbigen besaß, der allerdings ganz unverdächtig Blondi hieß. Wenn aber Adolf, der Schäferhund, gar kein Schäferhund wäre, sondern vielleicht eine strenge Dogge oder ein putziger Mops, wäre dann Adolf als Dogge des Faschismus verdächtiger als Adolf, der Mops, oder ist aber der Schäferhund per se das totalitärste Hundevieh, das es gibt?

Man kann die Frage auch weiter ziehen. Sind Hunde hinsichtlich der Verwendung der Symbole nicht verfassungskonformer Organisationen gefährdeter als andere Tierarten, die sich dressieren lassen? Sind Hunde sozusagen potenzielle Mitläufer? Und wie sieht es mit Pferden aus? Selbst Pferde können ihren rechten Vorderhuf zu einem gewissen Grad heben, höchst wahrscheinlich sogar auf Befehl. Und selbst die intelligenten Delfine machen, wenn man es ihnen nur gut genug erklärt, was man von ihnen will, obwohl sie wahrscheinlich zu freundlich sind, um faschismustauglich zu sein – selbst wenn man ihnen Hakenkreuzbinden um die Flossen schnallt.

Ebenso fallen selbstverständlich Katzen aus der Wertung, weil sie sich bekanntlich für nichts außer sich selbst interessieren, nicht einmal für den Faschismus. Die Katzenfreunde, die den Hundefreunden gemeinhin skeptisch gegenüberstehen, wird das freuen, was wiederum eine Menge über die Katzenfreunde sagt. Aber was sagt Ronald T.? Für den Fall, dass man ihm seinen Adolf wegnehmen würde, drohte er mit rechtlichen Schritten. Er selbst habe schließlich das Tier eigenhändig aus dem Tierheim geholt, getauft und mit viel Liebe zum Detail dressiert. Was die Überlegung zu einer bislang noch ungenannten Tierart führt. Die Faschosau? Was ist eigentlich mit der? HARALD PETERS