Bürger gegen rechts

Eine private Initiative will im Osten die Zivilgesellschaft stärken. 1.000 Spender sollen jeweils 1.000 Euro stiften

BERLIN taz ■ Der reife Bürger wartet nicht, dass der Staat aktiv wird, er greift selbst ins Portemonnaie. Das ist die Idee der „DemokratieANstiftung“, die sich gestern in Berlin vorgestellt hat. Ihr Plan: 1.000 Bürger spenden 1.000 Euro. Das Geld wird angelegt, die Gewinne fließen in Initiativen gegen rechts – dauerhaft und unabhängig vom Einfluss der politischen Lenker.

„Wir sind der Gegenentwurf zum Jammertal Ost“, sagt Martina Weyrauch, Vereinsvorsitzende und Leiterin der Zentrale für politische Bildung in Potsdam. Noch ist es fast immer der Staat, so Weyrauch, der demokratische Strukturen im Osten fördert. Sind seine Kassen leer, stehen die Projekte vor dem Aus. „Wir können es uns aber nicht leisten, die Zivilgesellschaft nach Konjunkturlage zu fördern“, sagt Weyrauch.

Die Demokratieanstifter wollen vor allem auf dem Land tätig werden. Die Städte hätten „mehr eigenes Potenzial“, sagt Weyrauch. Generell sei Demokratie im Osten viel zu wenig verankert, da sind sich die Vereinsgründer einig. Sie zitieren eine Studie der Uni Jena, die ergab, dass jeder fünfte Thüringer dem Satz zustimmt: „Im nationalen Interesse ist unter bestimmten Umständen eine Diktatur die bessere Staatsform.“

Der Verein hat sich im Dezember gegründet und illustre Schirmherren für die Spendenaktion gewonnen: den Münchener Professor Julian Nida-Rümelin etwa, den Magdeburger Bischof Axel Noack und die Verfassungsrichterin Rosemarie Will.

Ein paar Ideen haben die Vereinsgründer schon, wohin die Stiftungsgelder fließen könnten. Sie möchten Jugendliche unterstützen, die sich der rechtsextremen Eroberung ihrer Jugendclubs und Dorfstraßen widersetzen. Oder Workshops, die Interesse an Kommunalpolitik wecken sollen – etwa in Orten, die nicht einmal einen Kandidaten fürs Bürgermeisteramt finden. Das Geld könnte auch Gruppen helfen, die ein altes Kloster oder einen Friedhof herrichten wollen. Gemeinsames Renovieren stärkt Identität und Zusammenhalt, vermutet der Verein.

Einen Haken jedoch hat die Mission: Noch ist nicht absehbar, wie viele Menschen sich überhaupt zu einer 1.000-Euro-Spende bereit finden werden. Der Verein hofft, in zwei Jahren das Startkapital gesammelt zu haben. Die ersten Spender seien gefunden, beteuert Weyrauch. Notfalls werde man sich auch mit Bescheidenerem begnügen: „Wir freuen uns über jede Spende, selbst wenn es nur ein Zehner ist.“ COSIMA SCHMITT