Kein Polizeischutz trotz Rachedrohung

Die Bremer Polizei wusste, dass ein jetzt wegen Mordverdachts inhaftierter Mann einen Auftragskiller suchte

Die Anzeichen dafür, dass der Ende Januar in Schwanewede erschossene Hussein E. Opfer eines Racheaktes wurde, verdichten sich. Bei dem Mann, der am Donnerstag wegen dringenden Tatverdachts in Untersuchungshaft genommen wurde, soll es sich Medienberichten zufolge um Cemal E. handeln. Dessen Sohn starb vor drei Jahren im „Borneck“ bei einer Messerstecherei. Hussein E. war zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, weil er nach Überzeugung des Bremer Landgerichts mit den mutmaßlichen Tätern die Kneipe aufgesucht hatte, im Wissen, dass diese keine friedlichen Absichten hatten. Beweise dafür, dass Hussein E. selbst jemand verletzt oder gar getötet hatte, fand das Gericht keine.

Der Familie des damals Getöteten reichte das vor dem Bundesgerichtshof bestätigte Urteil nicht. Sie drohten mit Rache und griffen Hussein E. im Gericht und in der Untersuchungshaft mehrfach an. Auch hatten Polizei und Staatsanwaltschaft Hinweise darauf bekommen, dass der jetzt fest genommene Cemal E. einen Auftragsmörder suchte. Ronald Walther, Sprecher der Bremer Polizei bestätigte gestern, dass sich im August 2008 ein Mann gemeldet hatte, der angab, von der Familie angeheuert worden zu sein. Die Ermittler seien aber zu dem Ergebnis gekommen, dass der Mann mit dieser Information in erster Linie – erfolglos – seiner Abschiebung entgehen wollte, sagte Walther.

Welche Hinweise jetzt zur Verhaftung von Cemal E. führten, wollte die mit dem Schwaneweder Fall befasste Staatsanwaltschaft Verden, nicht sagen. Der Mann türkischer Herkunft ist bei der Bremer Polizei kein Unbekannter. So hatte er sich im Oktober 2007 wegen versuchten Mordes verantworten müssen, wurde aber nicht verurteilt, weil der Hauptbelastungszeuge ihn nicht mehr als Täter identifizierte.

Hussein E., der tagsüber und am Tat-Wochenende Freigang hatte, hat trotz der Möglichkeit eines Racheaktes keinen Polizeischutz bekommen. Der Polizei soll er gesagt haben, dass er sich nicht mehr gefährdet fühle. Der taz, seinem Anwalt und seiner Familie hatte er hingegen gesagt, dass er in Angst lebe. eib