Schule machen

Grüne in Schleswig-Holstein freuen sich über Unterstützung von den Dänen und Pannen bei der CDU

Die Forderung nach neun gemeinsamen Jahren kommt ein bisschen plötzlich

neumünster taz ■ Wie sollen Schleswig-Holsteins Kinder lernen? Das ist eines der zentralen Themen der dort wahlkämpfenden Parteien. Und zugleich eines, bei dem sie weit auseinander liegen. Genau das richtige also, um bei Wähler und Wählerin für ein bisschen Parteiprofil zu sorgen. Die Grünen fordern in diesem Sinne eine neunjährige gemeinsame Schule, die SPD deutlich vorsichtiger „längeren gemeinsamen Unterricht“, und die CDU ist immerhin für ein generelles Rauchverbot an Schulen.

Mit ExpertInnen diskutierten die Delegierten eines Kleinen Parteitags der Grünen am Samstag in Neumünster ihr Konzept. „Ich bin dankbar, dass Sie die Struktur ins Programm genommen haben“, sagte Ute Vellguth, stellvertretende GEW-Vorsitzende. Aber selbst sie ist skeptisch angesichts der großen Idee: Die Forderung nach neun gemeinsamen Jahren sei „plötzlich ein bisschen doll und ein bisschen schnell“. Ihr sei unklar, ob die LehrerInnen mitgenommen würden: „Wir sehen nicht die große Reformfreudigkeit unter den Lehrern.“

Christa Goetsch dagegen, Fraktionschefin der Hamburger GAL, sprach den Nachbarn Mut zu: „Wir wollen eine Schule, die nicht gleich, sondern ungleich macht, weil sie jedes Kind individuell fördert.“ Eltern müsse deutlich gemacht werden, dass es „auch Gym-Kindern in der Gesamtschule besser gehen wird“. In Hamburg, klagte sie, werde unter der CDU-Regierung „alles kaputt gemacht, was entwickelt worden ist“. Klar sei: Gelingt es den Schleswig-Holsteinern, mit dem Schul-Thema zu punkten, hat das Auswirkungen auf die anderen Länder.

Insgesamt waren die Delegierten bester Stimmung – nach einigen Steilvorlagen der CDU in den jüngsten Tagen. So hatte deren Spitzenkandidat Peter Harry Carstensen den ehemaligen Sprecher von Uwe Barschel, Günther Kohl, in sein Team berufen und musste ihn nach Protesten hastig zurückziehen. Fraktionsvize Klaus Schlie trat als Wahlkampfmanager zurück, und Schatten-Wirtschaftsminister Carl-Herrmann Schleifer will lieber „weiter unternehmerisch tätig“ sein. Es wird gemunkelt, dass in der CDU über einen Ersatz für Carstensen nachgedacht wird – fünf Monate vor der Wahl.

Der grüne Umweltminister Klaus Müller warnte aber vor Euphorie: „Für die Bundes-CDU ist der Sieg wichtig – sie werden aufbieten, was sie haben.“ Falls es für Rot-Grün nicht reicht, erinnerte Müller an „die nette Partei, die es nur in Schleswig-Holstein gibt“, die Vertretung der dänischen Minderheit, SSW. Die hatte angeboten, eine rot-grüne Regierung zu tolerieren. Müller sprach von mehr: „Auf den SSW ist nicht immer Verlass, aber lieber eine mühsame Koalition als Schwarz-Gelb.“ Esther Geißlinger