Letzter Schrei nach Liebe

Dank eines 2:1-Sieges gegen die Berliner Hertha fällt dem HSV die Beurlaubung von Trainer Toppmöller schwer

hamburg taz ■ Es war die Suche nach einer herzlichen Umarmung. HSV-Trainer Klaus Toppmöller versank in Selbstmitleidigkeit, kuschelte sich eng an den gemeinen Stadiongänger und wollte endlich mal geknuddelt werden. Anders konnte man seinen Schrei nach Liebe in der vergangenen Woche kaum verstehen. „Hier in Hamburg bin ich vom ersten Tag nicht geliebt worden. Das tut mir sehr weh. Denn ich bin ein absolut treuer Mensch. Sogar gegenüber meinem Friseur“, jammerte er im großen „Abschieds-Interview“, wie die das Fachblatt aller Kurvenprolls, BamS, titelte. Die Gazette, die seit längerem keinen Hehl daraus macht, den Suchenden nach Streicheleinheiten nicht als Idealbesetzung für den Trainerposten beim HSV zu betrachten, versuchte es mit großen Lettern herbeizuschreien. Es nutzte zunächst wohl nichts.

Bereits in der dritten Spielminute köpfte Langzeit-Reservist Naohiro Takahara seinen Frust vom Leib und stemmte sich mit dem 1:0 nach Vorlage von Kapitän Daniel van Buyten gegen das Diktat des Boulevard. Bis Neuzugang Khalil Boulahrouz seinem stammtischträchtigen Spitznamen „der Kannibale“ gerecht wurde. In der Vorwärtsbewegung verlor er das Leder und brachte die Hamburger Abwehr und seinen Trainer so beim 1:1-Ausgleich (12.) durch den Berliner Christian Müller zum Kochen.

Anschließend überzeugten beide Teams durch ängstliche Versuche den Ball in die Nähe des gegnerischen Tores zu bringen. Entscheidende Situationen brachte kein Team mehr zu Stande, bis erneut Takahara in der 81. Minute mit dem Knie doch noch den Siegtreffer erzielte. Ein Tor, das die Halbwertzeit Toppmöllers beim HSV zunächst mal verlängerte.

Zum Noch-Nicht-Abschied von Toppi dem Ungeliebten erfuhren auch die Verantwortlichen wie man zukünftig im Falle einer witeren zusammenarbeitmit dem Trainer umzugehen hat. Der BamS erzählte er, dass es seine Frau sei, die ihm die Klamotten jeden morgen aussuche. „Wenn das ein rotes Hemd, ein grünes Jackett und gelbe Schuhe wären – ich würde es genauso anziehen.“ Toppmöller will eben umsorgt werden.

Da der HSV das aber nicht in der Form wie seine Ehefrau zu leisten im Stande ist, schreit Toppmöller vergeblich nach Liebe in seinem Verein. Zumal dieser keinen Ehevertrag unterschrieben hat. „Man hat mir zugesichert, dass man hier zusammen etwas aufbauen möchte“, singt Toppmöller scheinbar vergeblich unter dem Vorstandsfenster. Vorerst darf er weiter singen. OKE GÖTTLICH