Space Center im Kaltbetrieb

Nach fünfstelligem Besucher-Endspurt am Wochenende hat der Indoor-Freizeitpark gestern Abend seine Tore geschlossen. Hunderte von Besuchern verlangten Gratis-Eintritt mit gefälschten Flyern. Die Betreiber urteilten: „Gar nicht witzig“

Bremen taz ■ Um ihre Augen glänzt es feucht. Ein letztes Mal sind sie aus Lesum nach Gröpelingen gepilgert, das ältere Pärchen, sie: beige Jacke, Bluse, er: den Spazierstock in der Hand. Ja, sie sind traurig. Ein letztes Mal „Star Walk“, einmal noch durch die überdachte Passage laufen zwischen dem nie in Betrieb genommenen Einkaufszentrum auf der rechten und dem Indoor-Erlebnispark, der gestern gegen halb sieben seine Tore schloss, auf der linken Seite. Hell ist es hier und trocken, es säuselt sphärisch aus den Lautsprechern, in den Schaufenstern bunte, zugezogene Vorhänge, blaue und rote Lichtchen glimmen, die Säulen am Eingang sind aluminiumverkleidet. „Weltraumausstattung“, schwärmt die Pensionärin, „man schnuppert so’n bisschen rein.“ Adieu Sonntagsspaziergang: „Wir nehmen Abschied.“

Ernster ist der Abschied für rund 300 Mitglieder der „Crew“, die bisher den Galaxie Express gestartet, die Schleusen bewacht, „Cola 3000“ gezapft oder schlicht den galaktischen Boden zwischen Booster und Wurmloch-Einstieg feucht aufgewischt haben. Sie sind seit heute Morgen arbeitslos. Der zum Großteil aus Steuermitteln finanzierte Raumfahrt-Ausflug auf dem ehemaligen Werftengelände ist zu Ende, weil weder Bremen noch die Dresdner Bank weiteres Geld zuschießen wollen. Das Projekt, so drückt es Center-Manager Wolfgang Wilke aus, geht in den „Kaltbetrieb“ über, und das heißt: Wartung und warten. Rund hundert Crew-Mitglieder sollen weiter beschäftigt werden.

Fünfstellige Besucherzahlen, sagt Wilke, habe man an diesem letzten Wochenende noch gezählt, viele wittern ihre letzte Chance, die Ansprüche sind hoch. Vor allem für Raumfahrttechnik interessiere er sich, erzählt ein Mann in der Kassenschlange. Auf der US-Raktenbasis Cape Caneveral ist er bereits durch die Apollo gestapft, und hier, so glaubt er, solle es doch so ähnlich zugehen, mit den ganzen Raketen und so. „Ich will nochmal durchs Weltall fahren“, sagt eine Frau. Es ist bereits halb fünf.

Keinen Spaß verstehen die Vergnügungspark-Betreiber allerdings angesichts Hunderter von Flyern mit dem spaceigen Logo, die „freien Eintritt ab 15 Uhr“ versprechen. „Die sind gefälscht“, sagt der Kassierer. In der Schublade stapeln sich die Fetzen bereits. 160 Millionen Euro an Steuermitteln seien in das Raumfahrt-Projekt geflossen, erläutern Flugblätter. Grund genug, das Center in den letzten beiden Stunden auch für alle zu öffnen. Er finde das „überhaupt nicht witzig“, sagt Wilke. Und sein Kollege meint: „Was sollen wir denn dem Familienvater sagen, der vorhin noch 67 Euro bezahlt hat?“ Sim / F.: I. Wegener