Atomkrieg light

Internationale Konferenz fordert einen Einsatz-Stopp für Uranwaffen. Juristin stellt fest: Diese Munition ist nicht vereinbar mit dem Kriegsrecht

Uranhaltige Munition muss aus den Arsenalen verbannt werden. Das fordern die Teilnehmer der internationalen Uranwaffenkonferenz, die am Sonntag in der Universität zu Ende geht. Die Wissenschaftler, Betroffenen und Aktivisten glauben, dass das „Golfkriegssyndrom“ – unerklärliche Krankheiten bei Veteranen des Kuwait-Feldzuges – und eine erhöhte Rate an Krankheiten und Missbildungen bei irakischen Kindern auf den Einsatz dieser Munition zurückzuführen ist. Deren Einsatz sei völkerrechtlich nicht zulässig, erklärte die US-Juristin Karen Parker.

Einen sicheren Nachweis für einen Zusammenhang zwischen dem Verfeuern uranhaltiger Geschosse und dem verstärkten Auftreten genetischer Defekte gibt es zwar nicht, dafür wartete die Konferenz aber mit einem Berg von Indizien auf. Die irakische Ärztin Genan Hassan berichtete von einer starken Zunahme von Krebs (zehnfach) und Missbildungen (siebenfach) bei Kindern, die in ihrem Krankenhaus in der südirakischen Stadt Basra geboren wurden. Deren Väter hätten im 1991er Golfkrieg gekämpft. Die Krankheitsrate sei seit 1995 abrupt angestiegen. Beides deute auf einen Zusammenhang mit dem massiven Einsatz von Munition aus abgereichertem Uran (DU) im Golfkrieg hin.

Parker machte „eine bemerkenswerte Parallele“ aus zwischen dem Golfkriegssyndrom und genetischen Schäden bei Kindern von alliierten Golfkriegsveteranen sowie den Krankheiten ehemaliger irakischer Soldaten und deren Kinder. Die Stoffe, die die US-Regierung als mögliche Ursache für diese Phänomene nenne, kämen nicht in Frage. Dass DU-Munition die Menschen krank werden ließ, habe nicht bewiesen werden können, weil den irakischen Forschern wegen der UN-Sanktionen nicht die nötigen Instrumente zum Nachweis zur Verfügung standen.

Dass die Aufnahme von Uranstaub, der beim Verschießen der DU-Munition entsteht, ein gesundheitliches Risiko birgt, wird auch von der Bundeswehr nicht bestritten. Die deutschen Soldaten würden darauf vorbereitet, sich kontaminierten Orten möglichst vorsichtig zu nähern, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Staubmasken und ABC-Schutzmasken schützten zuverlässig vor dem Uran – eine Behauptung, die der ehemalige US-Militärarzt und nach eigener Aussage DU-geschädigte Doug Rokke vehement bestreitet.

Parker hält DU-Munition für nicht mit dem Kriegsrecht vereinbar, weil sich ihr Effekt nicht eingrenzen lässt. Sie verursache unnötiges Leiden und schädige die Umwelt. Ähnliches habe der UN-Unterausschuss für die Förderung und Verteidigung der Menschenrechte bereits 1996 festgestellt. Gernot Knödler