Das letzte Duell

SPD-Kandidatenkür: Rathaus Altona war gestern Abend für Thomas Mirow und Mathias Petersen die vorläufig letzte Etappe beim Marsch aufs Hamburger Rathaus. Jetzt entscheiden Landesvorstand und Parteitag über Herausforderer für Ole von Beust

von SVEN-MICHAEL VEIT

Der Partei geben, was der Partei zustehe, wollen beide. Jeder der beiden glaubt, besser dafür geeignet zu sein, die Sozialdemokraten wieder an die Regierungsverantwortung in Hamburg zurückzubringen. Und jeder der beiden glaubt, der bessere Bürgermeister sein zu können. Thomas Mirow und Mathias Petersen absolvierten gestern Abend ihre letzte Etappe auf dem Marsch ins Rathaus der Freien und Hansestadt ausgerechnet in Altona, ausgerechnet im Rathaus der ehemaligen großen Konkurrentin Hamburgs.

Im voll besetzten Kollegiensaal vor 300 GenossInnen präsentierte Petersen, der Arzt aus Altona, sich seinem eigenen Kreisverband. Ein Heimspiel wurde es gleichwohl nicht für den 48-jährigen Bürgerschaftsabgeordneten, der sich – unbelastet von einer Senatsvergangenheit früherer Jahre – als „neues personelles Angebot“ sieht.

Und es wurde auch kein Auswärtsspiel für Mirow, den 50-jährigen Unternehmensberater aus Pöseldorf, der zehn Jahre als Staatsrat und Senator aufzuweisen hat und dies keineswegs zu verheimlichen habe. Den „Stolz auf das Geleistete“ werde er sich nicht nehmen lassen, und auch die SPD dürfe dies nicht tun. Fehler habe es gegeben, „gravierende sogar“, aber er sei sicher, „dass sich diese Fehler nicht wiederholen werden“.

Das Podiumsduell der beiden selbst ernannten Hoffnungsträger, ihr letztes vor der entscheidenden Sitzung des Parteivorstandes am Montag, dauerte bis weit in den Abend. Im Anschluss sollte dann die Versammlung förmlich beschließen, wer ihr Kandidat sein solle.

Ein Votum, dem Mirow recht gelassen entgegenblicken konnte. Der Kreisverband Wandsbek hatte ihn offiziell nominiert, Mitte und Eimsbüttel stimmten inzwischen ebenfalls für ihn, Harburg und Bergedorf signalisierten Wohlwollen. Vorgestern Abend sprach sich auch der Kreisvorstand Nord mit 19:5 Stimmen deutlich für den früheren Wirtschaftssenator als Herausforderer von CDU-Bürgermeister Ole von Beust bei der nächsten Bürgerschaftswahl aus. Es sei seine „Grundkompetenz“ auf allen Politikfeldern, die überzeuge.

Ein Votum des siebten und letzten Kreisverbandes Altona für seinen Konkurrenten könnte Mirow mithin verschmerzen, Petersen hingegen nicht. Er hatte sich selbst zum Bewerber um die Kandidatur ernannt, sonst aber niemand. Beim Parteinachwuchs ist er gut angekommen, weil er „unbelastet den Neuanfang symbolisiert“, wie die Jusos-Nord mitteilen. Auch bei der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen soll der „charmante Plauderer“ Herzen zu erobern gewusst haben, allerdings waren nicht einmal 20 Genossinnen an der Vorstellung interessiert gewesen.

Ohne offizielle Unterstützung aber sieht es düster aus für Petersen. Er hat ausgeschlossen, sich auf dem Parteitag am nächsten Freitag selbst ins Rennen zu schicken. Sollte auch sein eigener Kreis seinen Konkurrenten bevorzugen, bleibt ihm nur die Hoffnung, trotz alledem am Montag vom Parteivorstand nominiert zu werden. Allerdings gilt es als wenig wahrscheinlich, dass dieser sich über ein einstimmiges Votum der Kreisverbände hinwegsetzen würde. Zumal alle Kreischefs im Vorstand Sitz und Stimme haben, und zumal Mirow schon seit Wochen erklärter Kandidat des Gremiums ist.

Entsprechend selbstsicher konnte Mirow denn auch gestern Abend im Altonaer Rathaus den Motivator geben: „Lasst uns beweisen, dass wir Hamburg wieder führen können.“