Pfeifen gegen Sozialabbau

Bedeutungsschwanger war die Uhrzeit, gewitzt der Plan: Mittags um fünf vor Zwölf sollten gestern alle Bremer BürgerInnen vor dem Rathaus erscheinen und mit Mobiltelefonen, Pfeifen und Weckern ordentlich Krach schlagen – so wollte es jedenfalls die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Leider hatten die Bremer aber wenig Lust auf Krawall, und es kamen fast nur ver.di-Mitglieder – etwa hundert an der Zahl. Die Gewerkschafter wollten mit ihrer „Weckaktion“ gegen „den bisher größten Sozialraub“ protestieren. Anlass war die gestrige Abstimmung im Bundestag über den dritten und vierten Teil des Hartz-Reformpakets. Akustische Konkurrenz machten den wenigen Gewerkschafts-Pfeifen dann auch noch Kirmes und Kirche: Vom kleinen Freimarkt wehten deutsche Schlager herüber, und pünktlich um fünf vor Zwölf donnerten die Glocken des Doms los. Das tapfere Trillern der ver.dianer verhallte – fast ungehört.  dos / Foto: Hannes von der Fecht