berliner szenen Sexiest Man in Showbiz

Leuchten im Roten Salon

Große Aufregung und viele junge Mädchen mit leuchtenden Augen im ausverkauften Roten Salon. Der weltberühmte Darren Spooner, sexiest man in showbiz, ist mit seiner Band Relaxed Muscle in der Stadt: einziges Konzert in Deutschland, neues Album im November, alles super-exklusiv und konspirativ. Aber Moment mal: Darren fucking who?! – Mal abwarten.

Um kurz nach halb elf kommt er mit seiner Band, vier ganz normale Hooligans, auf die Bühne. Darren Spooner trägt eine große Sonnenbrille, die Haare indianerlang und domestiziert nur von einem Stirnband von aus der Entfernung nicht auszumachender Provenienz (Ralph Lauren? Playboy?). Das Gesicht ist camouflage geschminkt wie bei Martin Sheen in „Apocalypse Now“, und insgesamt wirkt Darren Spooner ein bisschen wie Günter Jauch, der sich als Marilyn Manson verkleidet hat. Nebel, Stroboskop-Licht und fetter Elektro-Clash-Beat. Spooner macht dazu exaltierte Aerobic-Moves und androgyne Model-Gesten. Dann fängt er an zu singen, und man atmet auf. Es ist die Stimme der alten Meisterwerke: This is hardcore!

Aber jetzt singt sie von düsteren Kleinstadtnächten voller Drogen und Gewalt, von hypersexualisierten Supermärkten und von Söhnen, die ihre eigenen Väter nicht mehr erkennen. Zwischendurch macht Spooner Witze über Potenzprobleme und fragt, ob Tiere im Raum seien. Das Publikum steht entweder stocksteif da oder tanzt – weiblich und jünger – begeistert mit. Nach vierzig Minuten Abgang der Band gibt es eine erzwungene Zugabe: Die Tür, durch die man den Saal verlassen wollte, war verschlossen. Darren Spooner couldn’t leave the building. Ach ja: Früher hieß er mal Jarvis Cocker und spielte in einer Band namens „Pulp“. ANDREAS MERKEL