der deutsche fußball und die gesellschaft
: Von Frauen lernen – aber was?

Mit dem Ausscheiden von drei Profiklubs aus dem Uefa-Cup hat die Diskussion über den deutschen Fußballer wieder begonnen. Jetzt muss er sich auch noch dem Vergleich mit den Frauen stellen

Der deutsche Männerfußball ist am Ende dieser Woche mal wieder am Boden. Das Uefa-Cup-Aus, der DFB nicht bei der EM gesetzt: Wir sind wieder niemand. Und warum? Weil die deutschen bzw. für deutsche Unternehmen arbeitenden Profis Männer „ohne Berufsethos“ (FAZ) sind bzw. „Euroflaschen“ (Bild). Mit anderen Worten: Wir liegen in Trümmern.

Wer fühlt sich da nicht sofort an 1954 erinnert?

Vor der WM damals lag Deutschland auch in Trümmern, und dann hat der Fußball sich und in der Folge das Land aufgerappelt. Angeblich. Jetzt wird Deutschland wieder zertrümmert oder zumindest seine Eigenheimzulage. Und wie die Vorsehung es will, ist grade im Kino „Das Wunder von Bern“ angelaufen, Sönke Wortmanns Film über den WM-Sieg von 1954. Nun gilt es, den Film auch mit einer Botschaft für die deutsche Gegenwart aufzuladen. Wir brauchen nämlich wieder Aufbruchstimmung usw. Kurz: ein Wunder. Von Berlin.

Da trifft es sich schlecht, dass der Fußballer offenbar so schlapp ist wie jeder deutsche Mann (Ausnahme: der Ostler im Bett). So müssen nun auch den letzten bisher sakrosankten Bereich die Frauen übernehmen. Die Weltmeisterinnen nämlich sind vorbildhafte Kerle, die die Ärmel hochgekrempelt haben, Kameradschaft pflegen und bei 40 Grad kalifornischer Hitze eisern trainieren (Quelle: unser Ehrenspielführer Uwe Seeler).

Was folgt daraus? Von Frauen lernen? Hm. Jahrelang mussten die Fußballerinnen gegen dümmliche Vergleiche mit Männern kämpfen. Nun ist es umgekehrt. Man kann die Männer – die solide zwischen oberem europäischem Mittelmaß und unterem Topniveau pendeln – nicht mit den Superfrauen vergleichen. Jawoll, die Frauen sind Weltmarktführer. Oh ja, bei denen sind endlich mal die anderen mit den Reformen dran. Aber das ist eine Parallel-Welt. Eine Tina-Theune-Meyer-Welt. Und ansonsten? Würden wir gerne auf die Zähne beißen wie Fritz Walter selig – nur haben wir halt Angst, dass die Plomben rausfallen.

PETER UNFRIED