Neue und alte Mieter im ehemaligen Hafenkrankenhaus

Cateringservice von Behinderten, Beratungsstelle für Hepatitiskranke und Café für Bedürftige beziehen neue Räume im Gesundheitszentrum

„Musik ist besser als Reden“, sagte die Senatorin für Soziales und Familie, Birgit Schnieber-Jastram (CDU). Den energiegeladenen Teil der Eröffnungsfeier von drei neuen sozialen Einrichtungen gestern im Gesundheitszentrum St. Pauli verpasste sie trotzdem. Denn als die Breakdance-Einlagen von Silvio Valiani und Sonny Tee selbst betagtere Gäste zu Jubelstürmen verleiteten, war Hamburgs Zweite Bürgermeisterin schon wieder weg.

Zuvor hatte sie der ESA-Catering-St. Pauli GmbH zur Firmengründung gratuliert und zum Einzug in die neuen Räume im ehemaligen Hafenkrankenhaus. Die ESA ist eine Firma der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, und im Restaurant „Essbar“ arbeiten seit gestern 33 behinderte Menschen. Sie kochen für die Gäste vor Ort und liefern das Mittagessen auch an Haushalte und Firmen in der Nachbarschaft.

Der Vorstand der Stiftung, Wolfgang Kraft, betonte, dass ESA keine „gemeinnützige GmbH, sondern eine gewerbliche“ sei: „Damit kommen wir unserer Idee der Normalisierung des Arbeitslebens näher.“ Schnieber-Jastram lobte den Integrationsbetrieb für Menschen mit psychischer und geistiger Behinderung, da er diesen „ein selbstbestimmtes und eigenständiges Leben“ ermögliche. Der Senat hatte dieses Projekt mit 690.000 Euro gefördert.

Wegen des Einzugs der ESA musste eine andere Einrichtung im Gesundheitszentrum umziehen: Das „Cafée mit Herz“, das seit vier Jahren arme, arbeits- und obdachlose Menschen unterstützt, ist jetzt im Haus 2 zu finden. Angesichts großer finanzieller Schwierigkeiten bat Holger Harnisch vom Cafée die nicht mehr anwesende Senatorin, „als Mentorin für unser Projekt einzustehen“.

Auch Harnischs direkte Nachbarn baten um die Hilfe von Schnieber-Jastram. „Wir brauchen die fachliche und finanzielle Unterstützung der Behörde“, sagte Jens Hering, Projektleiter der Hepatitis-Ambulanz. Die Beratungsstelle für chronisch an Hepatitis erkrankte Menschen ist neuer Mieter im dritten Stock des Hauses 2.

„Wir sind bei unserem Ziel der vollständigen Belegung ein gutes Stück vorangekommen“, sagte der „Hausherr“ des Gesundheitszentrums, Hans-Joachim Rösner, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft STEG. Die vollständige Vermietung falle aber schwer: Schon 2002 sollten alle Flächen vermietet sein – im Moment sind es etwa 67 Prozent. Kurt Reinken, STEG-Projektentwickler, führt die Schwierigkeiten bei der Vermietung auf die Gesundheitsreform und die vielen leer stehenden Mietflächen in Hamburg zurück. Zwei neue und ein alter Mieter können da schon mal Anlass zum breakdancen sein.Sebastian Siegloch