Taxis auf der falschen Spur

Offener Clinch im Hamburger Taxigewerbe: Die einen demonstrierten gestern mit einem Korso in der City für 15 Prozent Tariferhöhung. Die anderen glauben, nicht höhere Preise sorgen für Umsatz, sondern mehr Gäste durch mehr Service

von Kai von Appen

In der Öffentlichkeit sorgte der gestrige Autokorso von 235 Hamburger TaxifahrerInnen zur Verkehrsbehörde schon im Vorwege für Aufsehen. Tatsächlich ist die Gruppe nur eine kleine Minderheit, denn alle fünf Hamburger Funk-Taxizentralen haben vom Protest Abstand genommen: „Wir distanzieren uns von diesem Quatsch“, schimpft Christiane Nolte, Genossenschaftsvorständlerin von „das taxi“: „Wir wollen einfach mehr Fahrgäste.“

Dem Hamburger Taxigewerbe geht es schlecht. Darin sind sich alle einig. Und wenn U- und S-Bahnen ab Dezember am Wochenende nachts durchfahren, befürchten viele den Gau. Doch wie ein Weg aus der Krise zu finden ist, darin besteht unter den DroschkenfahrerInnen heftiger Streit. Die Taxiverbände, in denen die Unternehmen organisiert sind, die ihr Glück an Ständen ohne Funk versuchen, wollen nun eine drastische Erhöhung von 15 Prozent.

„Bei der Kostensteigerung ohne Ende darf die Schere nicht immer größer werden“, so Karl-Heinz Neugebauer vom Landesverband Personen- und Verkehrsgewerbe auf der Demo. Annemarie Taraske vom Landesverband Hamburger Taxiunternehmen möchte sogar, dass wieder Wartezeiten bei Staus entlohnt werden. „Eine derart überzogene Preispolitik auf dem Rücken der Bürger wird es nicht geben“, kündigte Verkehrssenator Michael Freytag (CDU), dessen Behörde für die Tarife zuständig ist, bereits vorige Woche auf dem „Taxengipfel“ an. „Der Senat hält an einer sachgerechten Tarifanpassung von 3,96 Prozent fest.“

„Preiserhöhungen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind dem Kunden nicht vermittelbar“, kontern auch die fünf Taxizentralen Hansa Funk, Funktaxi-Harburg, das taxi, Funktaxi-Bergedorf und Taxi-Alstertal. „Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage des Gewerbes wird nur durch eine höhere Auslastung der Taxen erreicht“, heißt es in einer Erklärung. „Diese ist durch besseren Service, aber nicht durch höhere Preise zu erreichen.“

Bei „das taxi“ ist durch den Wegfall von Krankenkassenfahrten die Situation tatsächlich dramatisch, erläutert Nolte. Früher habe man Behindertenwohngruppen und viele Dialysepatienten befördert. In diesen Sektor drängten nun Mietwagenunternehmen, die Fahrten billiger anbieten, da sie keinen Tarifen unterliegen und zudem mit Sammelfahrten operierten. Nolte: „Da sitzt oft ein alter Mensch bei der Dialyse und wartet eine Stunde auf den Transport.“

„Wir müssen neue Märkte erschließen“, analysiert daher Nolte. Bei „das taxi“ gebe es zurzeit ein Projekt zur logistischen Steuerung: „Es muss geguckt werden, wo man mehrere Leute in die Taxen kriegt“, sagt sie, „zum Beispiel durch Gemeinschaftsfahrten.“ Nolte: „Wenn drei Leute aus Altona und Eimsbüttel morgens zum Flughafen müssen, müssen da nicht drei Wagen hinfahren und dreimal der Preis bezahlt werden.“

Zudem müsste an der Tarifhoheit gedreht werden. „Wir können keine Festpreise machen“, beklagt Nolte. Nur wenn die Fahrt über Hamburgs Stadtgrenzen hinausgeht, sind Festpreise zulässig. Ein Unternehmer aus Norderstedt unterliegt dieser Preisbindung nicht. Nolte könnte sich auch einen „Innenstadt-Tarif“ wie in Berlin vorstellen, wo eine Cityfahrt pauschal fünf Euro kostet. Wenn es nach „das taxi“ geht, sollte auf die 3,96 Prozent Erhöhung verzichtet werden. „Da freuen sich nur die Uhrmacher, und alle müssen zum Eichamt“, so Nolte. „Wenn schon eine solche Prozedur, dann lieber bei einer Preissenkung.“