Ministerin erfolglos

Justizministerin Brigitte Zypries ist aus den USA zurück – und der „Bremer Taliban“ sitzt weiter in Guantánamo

KARLSRUHE taz ■ Murat Kurnaz, der „Bremer Taliban“, muss weiter warten. Seit fast zwei Jahren ist der in Deutschland geborene Türke in Guantánamo inhaftiert. Auch der jüngste USA-Besuch von Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat keine neue Perspektive erbracht.

Kurnaz war im Oktober 2001, also kurz nach den Anschlägen vom 11. September, nach Pakistan geflogen. Etwa zwei Monate später schnappten ihn die Amerikaner in Afghanistan und brachten ihn nach Guantánamo, das Lager für „illegale Kämpfer“. Vermutlich ist er ein kleiner Fisch, doch wie bei den anderen rund 600 Internierten ist sein Status ungeklärt. Weder gilt er als Kriegsgefangener, noch wird strafrechtlich gegen ihn ermittelt. Sein Anwalt Bernhard Docke kann keinen Kontakt zu ihm aufnehmen. Niemand weiß, wann Murat Kurnaz wiederkommt.

Kurnaz hatte eine Lehre als Schiffbauer absolviert und wohnte noch bei seinen Eltern. Er war 19, als er abreiste. Nach der Verhaftung des Sohnes schrieb die Mutter Rabiye Kurnaz an Außenminister Fischer. Doch dessen Nachfrage bei den Amerikanern erbrachte nichts. Weil Kurnaz Türke ist, wollen die Amerikaner mit der Bundesregierung gar nicht über ihn reden.

In dieser Woche sprach Brigitte Zypries mit ihrem US-Kollegen John Ashcroft über Guantánamo und die internationale Kritik an den Zuständen auf dem US-Stützpunkt. Anwalt Docke hoffte, dass dabei auch der Fall Kurnaz zur Sprache kommen würde. Doch das Gespräch blieb abstrakt. „Eine Verbesserung für alle Internierten käme ja Herrn Kurnaz ebenso zugute“, so die Sprecherin von Zypries.

Auch die türkische Botschaft in Berlin kennt den Fall Kurnaz. „Unsere Regierung hat die USA aufgefordert, ihn freizulassen oder vor Gericht zu stellen“, so ein Mitarbeiter der Botschaft. Das Ergebis unterliegt der diplomatischen Verschwiegenheit.

Das letzte Lebenszeichen von Kurnaz ist eine Postkarte von Mai 2002. Er dürfte öfter schreiben, tut es aber nicht. Auch das ist für Anwalt und Eltern ein Rätsel.CHRISTIAN RATH