Von wegen Sterbehilfe

Schwere Vorwürfe gegen eine Ärztin: Sie soll Patienten eigenmächtig eine Überdosis gegeben haben

Hannover dpa ■ Im Fall der unter Sterbehilfe-Verdacht stehenden Ärztin aus Niedersachsen hat eine Hinterbliebene schwere Vorwürfe. Im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ widersprach die Tochter einer im Mai 2001 gestorbenen Frau der Aussage der Ärztin, der Verzicht auf eine intensivmedizinische Behandlung sei abgesprochen gewesen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Internistin an der Paracelsus-Klinik aus Langenhagen bei Hannover wegen des Verdachts, 76 Menschen mit Morphium getötet zu haben. „Keiner von uns wusste, was meiner Mutter gegeben wurde. Keiner von uns hat zu irgendetwas seine Zustimmung gegeben“, sagte die Tochter der Toten der Zeitschrift. Die Ärztin sei der Familie nicht einmal bekannt.

Einem Gutachten zufolge hatte die Ärztin auch anderen Kranken einen Cocktail aus hoch dosiertem Morphium und dem Beruhigungsmittel Valium gegeben. Nun wird geprüft, ob die Internistin im Ermessensrahmen gehandelt oder die Grenze zur verbotenen Sterbehilfe überschritten hat. Dazu hat die Staatsanwaltschaft ein eigenes medizinisches Gutachten in Auftrag gegeben. Der Bochumer Palliativmediziner Michael Zens soll anhand von 15 Patientenakten darlegen, ob die Ärztin richtig handelte. Gegen ein vorläufiges Berufsverbot hatte der Rechtsanwalt der Ärztin Beschwerde eingelegt.