Pop ohne Schranken

NRW-Kulturminister Michael Vesper auf Pop-Quoten-Konfrontation mit der eigenen Bundespartei

Düsseldorf taz ■ Michael Vesper (Grüne) ist auf Konfrontation zu den beiden kulturpolitischen Sprecherinnen der Bündnisgrünen im Bundestag gegangen. Der NRW-Kulturminister hält die Radioquoten-Debatte um die deutsche Popmusik für eine Gespensterdiskussion ohne Erfolgsaussichten. „Allein die Frage, wie das bei den Privatsendern durchzusetzen ist, würde ein Heer von Juristen beschäftigen, ganz zu schweigen von den Beamten, die Radio hören und Strichlisten führen müssten“, sagte er. Seine Parteifreundinnen Antje Vollmer und Claudia Roth hatten sich für eine deutsche Pop-Quote bei Radiosendern stark gemacht, 500 Musiker und Branchenvertreter einen entsprechenden Aufruf unterschrieben. „Es ist mir unverständlich, wie man die Frage nach dieser Quotierung mit bündnisgrünem Kulturverständnis verbinden kann“, sagt Vesper der taz. Man könne in der Kunst schließlich keine Sprachgrenzen setzen.

Morgen beschäftigt sich in Berlin die Kultur-Enquete- Kommission in einer Anhörung mit der Popmusik. „Das soll keine gesetzliche Norm werden, wir treten dafür ein, dass sich die Medien selbst verpflichten“, sagt der Essener Kulturdezernent Oliver Scheytt, der als Sachverständiger in der Enquete-Komission sitzt. Die wichtige Frage sei, welchen kulturpolitischen Auftrag die öffentlich-rechtlichen Medien hätten, die für die mediale Grundversorgung auch Gebühren bekämen. Der Westdeutsche Rundfunk sende beispielsweise nicht nur Programm, er sei auch der größte Auftraggeber für Kultur in Deutschland. „Kulturpolitisch stehen die Sender in der Pflicht“, sagt Scheytt. PETER ORTMANN