Theaternacht
: Lange Nacht der Gegenwelten

Schwindelfrei sollte sein, wer in der „Vierten Kölner Theaternacht“ am Samstag Abend das Schauspiel besucht. Auch Angst vor engen Räumen sollte er nicht haben. Denn am Offenbachplatz werden an ungewöhnlichen Orten wie dem Schnürboden oder der engen Stromkammer Kostproben aus dem Repertoire geboten. Insgesamt stehen 140 Veranstaltungen an 35 Spielorten vom Arkadas-Theater bis zum Zirkus- und Artistikzentrum auf dem Programm. Auch 34 freie Gruppen werden sich dort als Gäste vorstellen. Schauspielschüler treten ebenso auf wie Stars.

Gerade in Zeiten der Krise biete das Theater die Möglichkeit, Gegenwelten zu schaffen und Alternativen aufzuzeigen, macht Joe Knipp von der Kölner Theaterkonferenz, die die lange Nacht veranstaltet, Appetit. Er sieht diese Veranstaltung als Chance, die Vielfalt der Kölner Theaterszene zu entdecken. Dies gelte nicht nur für das künstlerische Angebot, sondern auch für die Spielstätten, die alle ihren eigenen Charakter hätten. Knipp nutzt die Gelegenheit, um auf aktuelle Probleme aufmerksam zu machen. So ist die Orangerie aus finanziellen Gründen gefährdet, beim Gebäude 9 ist der Mietvertrag unsicher. Unter dem Wegfall von Schlosserei und Halle Kalk leidet das Schauspiel.

Das Theaternacht-Ticket kostet 16,50 Euro. Im Vorjahr wurden 5.000 verkauft, in diesem Jahr steht dieselbe Menge zur Verfügung. Mehr Besucher würden die Theater auch nicht verkraften, so Knipp. Fünf Shuttlebusse verbinden.

Als Hauptsponsor tritt neben Ford die GEW Rheinenergie auf. Wie viel Geld sie „aus gesellschaftlicher Verantwortung“ locker macht, will GEW-Vorstandsvorsitzender Helmut Haumann allerdings nicht verraten, „um keine Begehrlichkeiten“ zu wecken. Er verspricht aber für die Zukunft ein noch stärkeres Engagement im kulturellen Bereich. Dabei stellt er klar: „Natürlich erwarten wir einen Gegenwert. Etwa die Nennung unseres Namens in den Medien.“ Die Umbenennung des Müngersdorfer Stadions in „RheinEnergie-Stadion“ soll sich die GEW bis 2009 so 15 Millionen Euro kosten lassen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Theaterkonferenz als Veranstalter der Theaternacht nicht zu billig verkauft hat. Jürgen SCHÖN

„Vierte Kölner Theaternacht“: 2. Oktober, 20-4 Uhr, www.theaternacht.de