Botanika für alle

Das Science-Center im Rhodo-Park braucht Hilfe und wird populärer

Bremen taz ■ Bremens Science Center Botanika hat nur halb so viele Besucher wie erwartet, im Dezember wird es finanziell eng. Und es hat sich bisher kein Unternehmer gefunden, der den Betrieb der Attraktion auf eigenes Risiko übernehmen würde – auch Bremens Tourismus-Joker Petri hat bisher Interesse gezeigt, aber nur abgewunken. Das ist die Lage (vgl. taz 31.7.), und im zuständigen Umweltressort wurde über den Sommer an einer Lösung gearbeitet. Denn solange sich kein privater Betreiber gefunden hat, trägt das Umweltressort das Betreiber-Risiko. Umweltsenator Jens Eckhoff (CDU) will eine Halbierung des derzeitigen strukturellen Defizits von 650.000 Euro pro Jahr erreichen, gleichzeitig will er aber aus Ressortmitteln so helfen, dass eine Schließung nicht droht.

Ende November geht das Geld aus der „Anlauffinanzierung“ zu Ende. Das Umweltressort hat mit den Betreibern die Schwachstellen gesucht. Was verbessert werden soll, geht aus einem „Erfahrungsbericht“ an die Umweltdeputation hervor. Kritikpunkt vor allem: Der Science-Anteil ist zu akademisch und spricht nicht „eine breite Masse“ an. Hinzu kommt: Sponsorengelder wurden bisher nicht eingeworben, die Gastronomie ist nicht überzeugend, man könnte die Botanika für Veranstaltungen vermieten. Im Marketing kombiniert sich Botanika zu wenig mit anderen Tourismus-Attraktionen. Schließlich steht auch der Name „Botanika“ zur Disposition – er selbst habe ihn sich zusammen mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden beim Kaffeetrinken überlegt und müsse also die Verantwortung dafür übernehmen, teilte Eckhoff scherzend mit.

Einen Zuschuss von ca. 350.000 Euro müsse von seinem Ressort getragen werden, erklärte Eckhoff. Um die Investitionskosten – immerhin gut 38 Millionen Mark – muss sich das Ressort derweil keine Gedanken machen – der Kredit ist verschwunden in dem Bremer Schuldenberg, Zinsen fallen bei Botanika nicht an.

Als erster Spiegelstrich steht unter dem Stichwort „Mehreinnahmen“, dass die „wirtschaftliche Nutzung der Parkattraktivität“ verbessert werden soll. Das ist ein streitverdächtiger Punkt: 2,1 Millionen Euro pro Jahr lässt sich das Umweltressort die Pflege des Rhododendronparks kosten, in dessen Mitte Botanika steht. Wenn dort im Park der Verein seiner Freunde ein kostenloses Konzert veranstaltet, sinken die Besucherzahlen bei Botanika sofort deutlich. Das sollte nicht sein, sagt der Umweltsenator. In den Park kommen rund 300.000 Besucher jährlich, ein Drittel davon offenbar als Touristen. Wenn man von 100.000 touristischen Besuchern auch nur einige Euro Eintritt nehmen würde für die Rhodo-Attraktion, könnte das Defizit damit gedeckt werden. Gegen die Idee, dass die Parkpflege von der Rhopag-GmbH übernommen wird, haben sich die Freunde des Rhododendronparks bisher allerdings immer gewehrt. Ihr Argument: Der alte Park dürfe nicht unter kommerziellen Gesichtspunkten betrachtet werden wie die Botanika. kawe