Kunstrundgang
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 17. Oktober, Neuer Berliner Kunstverein, Di.–Fr. 12–18, Sa., So. 14–18 Uhr, Chausseestraße 128/129

Die Freundschaft zwischen dem amerikanischen Fotografen William Eggleston und seinem Berliner Kollegen Wilmar Koenig reicht zurück bis Anfang der 80er-Jahre. Damals hatte Eggleston Michael Schmidts „Werkstatt für Photographie“ besucht und dort Wilmar Koenig kennen gelernt, der ihn dann 1984 in Memphis besuchte. Seither pflegen die beiden ihre Freundschaft auf gemeinsamen Fotoreisen durch die USA und Europa. Durch den Umstand fasziniert, dass beide den Sucher ihrer Kamera zur gleichen Zeit auf den gleichen Ort richten, entwickelte sich die Idee zur Ausstellung „Double Exposure“ im NBK.

William Eggleston ist durch seine frühe konsequente Farbfotografie berühmt geworden. Zu Zeiten, als Farbe in der Kleinbildfotografie eine Sache der Amateure war, führte er sie als ästhetische Konterbande in die künstlerische Fotografie ein, was das Museum of Modern Art in einer ihm gewidmeten Einzelausstellung 1976 unter Skandal publik machte. Eggleston setzte die Farbe damals ausgesprochen malerisch ein; er liebt sie satt und kräftig und betont dabei eher die Fläche des Bilds als seine Tiefe. Bei Koenig wirkt die Farbe weniger satt und damit weniger kostbar. Sein Blick auf die Motive, die der banale Alltag liefert, Tankstellen, Werbeplakate, Straßen und Häuser in irgendwelchen Provinznestern, ist der des Flaneurs, des Europäers, der zu Fuß unterwegs ist. Egglestons Blick ist dagegen der des Autofahrers. In den 80er-Jahren also unterscheidet sich der zweifache Blick auf die gleiche Umgebung deutlich. 2004, auf ihrer gemeinsamen Reise nach Madrid, lässt sich das so einfach nicht mehr sagen. Erstaunlichweise ist Eggleston der fotografischen Auffassung Wilmar Koenigs näher gerückt. Freilich vermisst man hier den Eggleston der 80er-Jahre dann doch. Gerade weil man ihn in zwei, drei Aufnahmen sofort entdeckt.