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: Hakan Cirak: „Viele verstecken sich hinter ihrem Glauben“

Hakan Cirak ist 32 Jahre alt und arbeitet als freier Producer für Werbefilme und Musikvideos. Geboren und aufgewachsen ist er in Berlin-Tempelhof. Sich selbst bezeichnet er als „den wohl integriertesten Türken, den man sich vorstellen kann“. Mit der taz sprach Hakan Cirak in seiner Wohnung am Hackeschen Markt in Mitte.

„Ich bin zwar sehr türkisch erzogen worden, aber nicht gläubig. Mein Vater hatte es als Kommunist eben nicht so mit dem Islam. Natürlich hätte er mir nicht verboten, in die Moschee zu gehen oder mich für den Islam zu interessieren. Aber da ich auch als Kind keine anderen Muslime kannte, hat sich das nie ergeben.

Mich nervt, dass seit dem 11. September den radikalen Muslimen so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird und dadurch der Eindruck entsteht, es gäbe immer mehr davon. Letztlich sind das nur ein paar Spinner, die es früher auch schon gab.

Was allerdings tatsächlich zunimmt, ist die Zahl der Türken, die sich immer mehr einigeln und hinter ihrem Glauben verstecken. Meine Theorie ist, dass viele Türken in meiner Generation an der Integration scheitern und in dieser Gesellschaft ihren Weg nicht finden. Die Lösung ist dann für viele der totale Rückzug in die Familie und ins türkische Getto.

Gerade für viele Männer spielt dann auch plötzlich der Islam wieder eine größere Rolle, nach dem Motto: Wenn ich es im Job nicht schaffe, dann habe ich wenigstens in meiner Familie noch das Sagen und kann meiner Frau vorschreiben, ein Kopftuch zu tragen. All das soll dann angeblich der Koran rechtfertigen, und gleichzeitig saufen solche Typen dann wie die Löcher und betrügen ihre Ehefrauen.

Natürlich gibt es auch die wirklich Gläubigen, die den Islam aus voller Überzeugung leben und trotzdem erfolgreich und gut integriert sind.

Aber für viele andere ist der Islam doch nur eine Möglichkeit, sich vor den Herausforderungen des Lebens zu verstecken.“

Protokoll: ALENA SCHRÖDER