Care-Paket für HDW

US-Mutterkonzern OEP will Kieler Werft jetzt wohl doch behalten und schießt 400 Millionen Euro zu. Abbau von 750 Arbeitsplätzen soll dennoch vollzogen werden

Kiel taz/dpa ■ Die Beschäftigten bei Deutschlands größtem Schiffbauer, den Howaldtswerken Deutsche Werft (HDW), können jetzt wohl ein bisschen ruhiger schlafen. Die Kieler Werft wird nicht, wie seit Monaten befürchtet, zerteilt und an mehrere Käufer vergeben. Stattdessen scheint der derzeitige US-Besitzer One Equity Partners (OEP) eine Wende bei seiner Geschäftspolitik unternommen zu haben. Statt HDW zu verkaufen, will OEP die Werft nun behalten und hat dies mit einer 400-Millionen-Euro-Finanzspritze auch untermauert. 750 Jobs auf der Werft sollen trotzdem bis Mitte 2004 verschwinden.

„OEP richtet sich darauf ein, sich längerfristig in Kiel zu engagieren“, hat HDW-Sprecher Jürgen Rohwedder den Kurswechsel der Konzernmutter bestätigt. Offen ist allerdings, ob OEP tatsächlich 100 Prozent an der Werft behalten will oder sich mit einem Mehrheitsanteil begnügt. In diesem Fall hätten die anderen Interessenten wie der französische Rüstungsbetrieb Thales, die deutsche Aerospace-Tochter STN Elektronik oder Thyssen-Krupp zumindest die Chance, sich bei der Werft einzukaufen. OEP hatte die Schiffbauer 2002 von Babcock Borsig und Preussag übernommen.

Mit dem Millionenkredit aus den USA ist die Liquidität von HDW zumindest mittelfristig gesichert. Kein Wunder, dass Betriebsratsvorsitzender Ernst-August Kiel etwas durchatmet: „Bei OEP wissen wir wenigstens, woran wir sind“, kommentierte er die neue Entwiclung.

Die Werft war ins Schlingern gekommen, weil mehrere erwartete Zahlungen ausgeblieben waren und Aufträge, die sicher schienen, platzten. Dadurch hatte sich eine Finanzierungslücke von mindestens 240 Millionen Euro aufgetan, die im worst case auf 455 Millionen hätte anwachsen können. Jedoch schon zu Monatsbeginn hatte sich die düstere Situation etwas aufgehellt, als HDW einen fast schon verloren geglaubten Auftrag über vier Containerschiffe erhielt – nachdem die Belegschaft erhebliche Zugeständnisse bei Entlohnung und Arbeitszeit gemacht hatte: Für drei Jahre verzichten sie auf einen Teil ihrer Zuschläge und leisten zudem Mehrarbeit.

Trotzdem sind zahlreiche MitarbeiterInnen die Leidtragenden der Werftenkrise. Von den 3.400 Arbeitsplätzen sollen 750 bis Mitte kommenden Jahres verschwinden. PETER AHRENS