kippt castrop?
: Kruse im Herbst

Castrop-Rauxel ist nicht Florida. CDU-Bürgermeister Nils Kruse ist nicht Gouverneur Jeb Bush. Nichts spricht dafür, dass in der Revierstadt vorsätzlich Wahlen gefälscht werden. Der CDU-Rathauschef ist nicht hauptverantwortlich, wenn in zwei Stimmbezirken Wahlzettel vertauscht und verschlampt werden. Aber Nils Kruse hat offenbar seine Verwaltung nicht im Griff. Ein Stadtsprecher darf von schnellen Nachwahlen plappern, mit denen man die kleinen Patzer „ausbügeln“ könne. Nach zwei Tagen Wahlchaos muss sich die Kommune von den Aufsichtsbehörden belehren lassen, wie man eine demokratische Wahl durchführt. Das ist peinlich, besonders für den Juristen Kruse.

KOMMENTAR VONMARTIN TEIGELER

Die Verwirrung nach dem Wahltag passt zu einer Reihe von administrativen Pannen der letzten Wochen. Kruses Verwaltung wirkt unprofessionell. Erst wird eine umstrittene Vorlage zu den Pensionsansprüchen des CDU-Politikers zurückgezogen, dann benutzt die CDU städtische Angestellte unter dem Deckmantel der politischen Bildungsarbeit als Wahlkampf-Briefträger. Rathauschef Kruse – der bereits kurz nach seinem Amtsantritt beinahe über eine familiäre Filzaffäre gestolpert war – unternimmt nichts, reagiert hilf- und tatenlos auf die Pannen in seinem Umfeld. Wie ein beleidigter Honoratior schweigt er zu allen Vorgängen. Bei der Stichwahl am 10. Oktober muss der Christdemokrat auf die Gnade seiner Wähler hoffen. Der politische Herbst 2004 könnte für den Politiker Kruse der letzte sein.