karstadt-krise
: Schauriges Szenario

Das gibt es selten im einfarbig regierten Hamburg: Bürgerschaftsabgeordnete beider großer Parteien gehen nicht wie von der Leine gelassene Kettenhunde kläffend aufeinander los, sondern besinnen sich auf ihre ureigentliche Verantwortung als Volksvertreter und sorgen sich um die Menschen aus ihrer jeweiligen Nachbarschaft. Ob sie nun aus Uhlenhorst oder aus Bramfeld kommen: die „Überführung“ der kleineren Karstadt-Filialen in eine GmbH lässt die Alarmsirenen der Lokalpolitiker schrillen.

Kommentarvon Markus Jox

Gewiss nicht zu Unrecht. Und während in Harburg das nigelnagelneue Phoenix-Center mit bürgermeisterlichem Pomp eingeweiht wurde, dürfen die Menschen in Barmbek oder Langenhorn vielleicht bald in die Röhre schauen. Sie können ja stattdessen demnächst über eine aufgehübschte Luxusmeile am Neuen Wall flanieren. Ein Szenario mit immer mehr aufgebrezeltem Einkaufs-Fun, Shopping auf der grünen Wiese und immer verödeteren, heruntergekommeneren Geschäftsstraßen in den Stadtteilzentren lässt frösteln.

Auch wenn sich die Beschäftigten in den angeblich unrentablen Hamburger Filialen jetzt erst einmal an den Strohhalm klammern dürfen, dass ihre Kaufhäuser „zunächst ausgegliedert und später verkauft“ werden sollen, also erst einmal keine Massenentlassungen anstehen, gibt es zu großer Erleichterung keinen Anlass. Arbeitszeitverlängerungen drohen ebenso wie der Zwangsverzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld. Und hinter der Ecke lauert stets Hartz IV.