Gute Stube, selbst renoviert

Der Senat will als erste Landesregierung Business-Improvement-Districts einführen. Das Gesetz soll es Grundeigentümern erleichtern, ihr Viertel gemeinsam zu vermarkten: Träge und Unwillige können gezwungen werden, sich zu beteiligen. Für den Neuen Wall gibt es schon einen Vorschlag

Der Senat will den Geschäftsleuten und Grundbesitzern dabei helfen, ihre jeweilige Einkaufsstraße oder ihr Geschäftsviertel gemeinsam zu vermarkten. Als erste Landesregierung hat er gestern einen Gesetzentwurf zur Einführung so genannter Business Improvement Districts (BID) verabschiedet. Heißer Anwärter für den ersten BID ist der Neue Wall. Nach einem Architekturwettbewerb liegt bereits ein Vorschlag vor, wie die Geschäftsstraße auch außerhalb der aufwendig ausgestatteten Läden zur Luxusmeile werden könnte.

Die Idee, solche Entwicklungszonen einzurichten, stammt aus dem Ausland und wurde in den USA mit Erfolg umgesetzt. In Hamburg ist das Konzept von der Handelskammer aufgegriffen und propagiert worden.

Nach dem Gesetzentwurf des Senats würden sich die Grundeigentümer eines Gebietes mit einem Ideenbündel und dem dazugehörigen Finanzierungskonzept an den Senat wenden mit der Bitte einen BID einzurichten. Der Senat würde dieser Bitte nachkommen, sofern nicht mindestens ein Drittel der Grundeigentümer ein Veto einlegt. Der BID würde dann als Rechtsverordnung beschlossen und die Beiträge vom Landesabgabenamt einbezogen. „Im Grunde geht es nur darum, die zum Mitmachen zu bewegen, die sich bisher als Schwarzfahrer aus der Sache herausgehalten haben“, hatte Florian Birk von der Bundesvereinigung für City- und Stadtmarketing vor anderthalb Jahren bei einer Experten-Anhörung der Handelskammer formuliert.

Wie die Grundeigentümer ihr Quartier verbessern wollen, bleibt ihnen überlassen. In Frage kommen, neben architektonischen Verbesserungen im Straßenraum, ein gemeinsames Marketing oder gemeinsame Dienstleistungsangebote, wie etwa ein Lieferdienst oder ein Parkplatzmanagement. Die Mieter können, sofern das in den Mietverträgen vorgesehen ist, per Umlage an den Kosten beteiligt werden. Die renovierte Straße bleibt weiterhin öffentlicher Raum.

Die organisierten Grundeigentümer und Geschäftsleute am Neuen Wall haben zusammen mit dem Trägerverbund Projekt Innenstadt und städtischen Stellen einen Architekturwettbewerb veranstaltet, um gleich nach Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes starten zu können – sofern sich eine Mehrheit für einen BID findet. Die Jury entschied sich für einen Entwurf des Hamburger Büros WES & Partner, der die Zahl der Fahrspuren in der Einbahnstraße auf eine verringern und dafür die Gehsteige verbreitern will. Letztere sollen ebenso wie die Parkplätze sandfarben und glänzend gepflastert werden. Neue Leuchten, niedrige Poller und einheitliche Pflanzkübel vor den Ladeneingängen sollen das Bild abrunden. Durch eine derartige Kombination von „Noblesse und hanseatischer Zurückhaltung“ (WES & Partner) soll der Neue Wall mit den Edel-Meilen in Mailand, Barcelona und Zürich konkurrieren können. Wie luxuriös die Renovierung ausfällt, darüber werde im Konsens entschieden, versicherte Hans-Werner Schrader vom Grundeigentümerverband Neuer Wall.Gernot Knödler