Zum Arbeitskampf bereit

„Große Wut“ verspüren die Karstadt-MitarbeiterInnen – und kritisieren das geplante „Sanierungskonzept“ und die Managementfehler. Betriebsräte halten Streiks bald für möglich

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Beschäftigten des Berliner KarstadtQuelle-Konzerns haben sich nach Betriebsversammlungen am gestrigen Vormittag klar gegen den von der Essener Konzernspitze anvisierten Stellenabbau sowie die geplante Veräußerung und Schließung mehrerer Filialen in der Stadt ausgesprochen. Betroffen von den Kürzungsplänen sind die Karstadt-Häuser Turmstraße, Neukölln und die Karstadt-Filiale in Tegel.

Zugleich drohten die MitarbeiterInnen, nicht vor einem Arbeitskampf zurückzuschrecken. Mögliche Streikmaßnahmen könnten schon nach der Tarifrunde am 4. Oktober beschlossen werden. „Die Beschäftigten sind bereit“, sagte eine Sprecherin der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di gestern. Wegen der Betriebsversammlungen mussten Kunden bereits gestern bis zum Mittag vor verschlossenen Kaufhaustüren warten. An den Versammlungen hatten sich nach Personalratsangaben mehrere tausend Angestellte beteiligt, um über das am Dienstag bekannt gewordene Sanierungskonzept für den angeschlagenen Kaufhauskonzern zu debattieren. „Überwiegend ablehnend“ sei das Schrumpfungskonzept von den MitarbeiterInnen beurteilt worden, sagte Günther Waschkuhn, Fachbereichsleiter Handel bei Ver.di.

Zudem herrsche eine „große Wut“ gegenüber dem Konzernvorstand, der bundesweit über 70 der 180 Häuser und in Berlin vier bis sechs Filialen schließen sowie bis zu 1.000 Personen entlassen will. Betriebsbedingte Kündigungen lehnte der Gewerkschafter ab.

„Wir sind stinksauer, die Stimmung ist bei den Verkäuferinnen ganz schlecht. Viele haben Angst um ihren Arbeitsplatz und Sorge um ihre Familie“, sagte eine Mitarbeiterin des Karstadt-Kaufhauses in Moabit, das auf der Schließliste steht. Es könne nicht angehen, sagte ein Karstadt-Mitarbeiter nach der Versammlung in Neukölln, dass die Fehler der Konzernspitze aus den vergangenen Jahren nun die Angestellten „bezahlen müssen“.

Auch der Betriebsratsvorsitzende Peter Müller kritisierte die Managementfehler der Vergangenheit. Das jetzt vom Konzernvorstand vorgelegte Sanierungskonzept bilde keine Lösung, es vergrößere nur die Unsicherheit.

Einzig Ekkehard Band, der Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg, konnte gestern eine frohe Botschaft verkünden. Nach Gesprächen mit der Geschäftsführung des Karstadt-Hauptstraße, habe ihm diese zugesichert, dass das Haus nicht geschlossen werde. Band: „Karstadt-Schöneberg ist gerettet.“

Ob das die Essener Konzernspitze ebenso sieht, war gestern nicht zu ermitteln.