Die Null bleibt vorerst stehen

Huub Stevens darf Hertha-Trainer bleiben, muss aber die nächsten zwei Spiele gewinnen. Nach neun Spielen ohne Sieg, Platz 18 und dem Uefa-Cup-Aus kann es auch mit Stevens nicht schlechter werden

von JÖRN KABISCH
und MARKUS VÖLKER

Huub Stevens hat noch einmal einen Aufschub bekommen und bleibt vorerst weiter Trainer von Fußballbundesligist Hertha BSC Berlin. „Wir sind einstimmig zu der Entscheidung gekommen, dass wir mit Huub Stevens weiterarbeiten wollen“, sagte Manager Dieter Hoeneß gestern Abend nach einem Krisentreffen der Clubführung. Er sei überzeugt, Stevens sei sich „im Klaren, welche Bedeutung das für den Verein hat“.

Gleichzeitig wurde der Cheftrainer aber mit einem Junktim belegt und zu Siegen in den nächsten zwei Spielen verpflichtet. Beide finden in Rostock statt – erst in der Liga, dann im DFB-Pokal. Huub Stevens sagte, er habe diese Herausforderung angenommen, „weil mir gesagt wurde, dass die Spieler hinter mir stehen“.

Für Überraschung hatte schon gesorgt, dass Stevens gestern Nachmittag das Training geleitet hatte. Unklar war dabei aber noch, ob der Niederländer doch weiter beim Tabellenletzten der Fußballbundesliga bleiben darf oder nur seine Arbeitskraft anbot.

Hertha BSC hatte zuvor den täglichen Medientermin mit Stevens abgesagt, den der 49-Jährige in der Vorsaison eingeführt hatte. Dies wurde als Indiz für eine Trennung gewertet. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich schon zahlreiche Journalisten am Olympiagelände eingefunden, durften es jedoch zunächst nicht betreten und mussten vor einer Schranke an der Zufahrt ausharren. Erst kurz vor Trainingsbeginn wurden die Medienvertreter, darunter auch ein Fernsehteam aus den Niederlanden, auf den Übungsplatz gelassen.

Bis zum Nachmittag gab es keine offizielle Äußerung zum Stand der Dinge. Ein Ende der tagelangen Spekulationen brachten erst die Sitzung des Beteiligungsausschusses – dem höchsten Gremium von Hertha BSC gehören Vertreter von Aufsichtsrat, Präsidium und fünf von der Mitgliederversammlung gewählte Repräsentanten an – und die anschließende Pressekonferenz. „Wir müssen aus dem Schlamassel raus, und zwar ganz schnell“, sagte dort Aufsichtsratschef Rupert Scholz.

Bei einer vorzeitigen Trennung hätte Stevens, der einen Vetrag bis Juni 2005 hat, eine Abfindung von schätzungsweise 1 Million Euro zugestanden. Stevens hatte die Hertha-Mannschaft im Juli 2002 übernommen und in der letzten Saison auf einen mittleren Tabellenplatz geführt, derzeit aber ist Hertha nach neun Spielen in Folge ohne Sieg abgeschlagenenes Tabellenschlusslicht.

Manager Dieter Hoeneß, der Stevens noch nach dem Uefa-Cup-Aus in Grodzisk verteidigt hatte, war nach dem 1:4 am Samstag gegen Bayer Leverkusen ins Grübeln gekommen, ob er seinen Wunschkandidaten noch halten kann. „Ich bin kein Fantast und nicht naiv. Dass ich die eine oder andere Option prüfe, ist klar“, sagte Hoeneß. Als Interimslösung waren unter anderem die früheren Hertha-Profis Michael Preetz und Andreas Thom gehandelt worden. Diese Variante bot sich auch aus Kostengründen an. Torjäger Preetz war nach dem Ende seiner Karriere vor wenigen Monaten ins Management des Vereins gewechselt. Thom hatte bereits nach der Trennung von Jürgen Röber als Trainerassistent im vorigen Jahr ausgeholfen.