Goethe an Kleist

Goethe sprach dereinst zu Kleist: „Lieber Heinrich, wie du weißt,

Schätze ich dein Werk enorm, Deine Sprache, deine Form,

Doch vor allem dein Humor Kommt mir einzigartig vor.

Über deine Hermannsschlacht Hab’ ich mich halb totgelacht.

Auch das Käthchen von Heilbronn Und der Prinz von Dings … äh, von

Homburg oder wie der heißt Sind zum Brüllen. Wirklich, Kleist,

Deine schrägen Gags und Witze Sind schon absolute Spitze;

Solche irren Blödeleien Findet selbst die Stein zum Schreien.

Freilich, der Zerbrochne Krug Ist mir nicht absurd genug.

Heinrich, guck’ nicht so bedrückt, Dieses Stück ist dir missglückt;

Hör gut zu, damit du’s lernst, Das ist alles viel zu ernst;

Keine Pointen, keine Lacher, Glaub’ mir, als Theatermacher

Sag’ ich dir ganz rückhaltlos: Nur im Nonsens bist du groß.“

Christian Maintz