Makaay macht‘s auch mit Köpfchen

Beim 4:0 des FC Bayern über Ajax Amsterdam in der Champions League trifft der Holländer Roy Makaay dreimal und bereitet ein viertes Tor vor – Trainer Felix Magath bleibt cool und freut sich darüber, dass der Knoten endlich geplatzt ist

MÜNCHEN taz ■ Irgendwie war klar, dass jetzt das 2:0 fällt, die Stimmung war einfach danach. Freistoß von rechts. „Pizarro mit dem Kopf“, prophezeit der Sportreporter. „Ach was, Makaay macht’s“, blökt der Kulturschaffende nebenan, unterstützt von seinem Sportfreunde-Stiller-Spezl. „Quatsch, der Makaay kann’s doch nicht dem Kopf.“ Sprach der Fußball-Experte, als der Ball in den Strafraum segelt, von einem gewissen Roy Makaay mit dem Hinterkopf ins lange Eck befördert wird – 2:0. Noch bevor sie die Arme zum Jubel oben haben, beglückwünschen die Herren der Kunst den belämmert dreinschauenden Reporter zu seinem sagenhaften Fachwissen. Mister Kultur hat auch noch 4:0 getippt – vor dem Spiel.

Aus dem FC Bayern wird man derzeit nicht so recht schlau. Das ging famos los mit dem 2:0 in Hamburg, es folgten bittere Partien in der Bundesliga, armselige Siege in den Fußballhochburgen Osnabrück und Tel Aviv – und jetzt so was: 4:0 gegen Ajax Amsterdam. Dabei waren die Bayern sehr defensiv ins Spiel gegangen: Aus Respekt vor dem erwarteten Drei-Mann-Sturm hatte Magath zu Lucio und Linke auch noch Sammy Kuffour ins Team genommen – was nach Ansicht der ersten 20 Minuten durchaus angezeigt schien. Es spielte: Ajax Amsterdam. 57 Prozent Ballbesitz hieß es am Schluss in der Statistik. Fehlte: das 0:1, das Kapitän Rafael van der Vaart auf dem Fuß hatte. Ein langer Pass auf Makaay drehte das Spiel. Sein Trainer sollte später sagen: „Wie der das Ding an- und mitnimmt, allein das ist schon das Eintrittsgeld wert.“ Dass der Niederländer Minuten später wie Uwe Seeler auch mit dem Hinterkopf trifft, überraschte – wie gesagt – nicht jeden im Stadion. Den Elfer nach der Pause? So kühl ist keine Hundeschnauze. Perfekt sein Assist zum 4:0, das selbst Ze Roberto nicht mehr verweigern konnte.

Von den letzten zwölf Champions-League-Toren des FCB gehen zehn auf sein Konto – in zehn Spielen. Die Boulevardpresse nennt ihn den „Kaiser der Königsklasse“ und „schwarzen Magier“ – die Münchner traten in schwarzen Trikots an, die Schöngeist Oliver Bierhoff „sehr elegant“ fand. Solch modische Aspekte dürften für Makaay eher nachrangig sein. Der Mann, der in Interviews am liebsten Wörter wie „egal“ und „normal“ gebraucht, wuchs diesmal über sich hinaus: „Ein bisschen besonders“ sei das Spiel schon gewesen, „etwas mehr als zufrieden“ sei er – sensationelle Töne von Mister Stinknormal. Der Dämpfer folgte im nächsten Satz: „Es geht ja nicht um mich, sondern den Erfolg der Mannschaft.“

Dafür lobpriesen ihn andere: „Für Bayern ist es fantastisch, einen Makaay zu haben“, bekannte Gäste-Trainer Ronald Koeman, „wir haben solche Spieler nicht.“ Uli Hoeneß erinnerte an den Makaay-Hattrick beim 3:2 von La Coruña vor zwei Jahren im Olympiastadion: „Heute hat er seine Holländer abgeschossen, so wie er damals uns abgeschossen hat.“ Viel wichtiger war Hoeneß aber, dass „das heute zumindest mal ein Fußball war, der die Fans 90 Minuten begeistert hat“. Die Lage war recht gespannt vor der Partie: „Wir hatten eine lange Sitzung, in der die Vereinsführung Leidenschaft eingefordert hat“, erzählte der Manager.

Wird jetzt alles gut? Magath selbst wirkte nach dem rauschenden 4:0 gegen Ajax in etwa so unaufgeregt wie nach dem tristen 1:0 gegen Bielefeld. „Ich habe gewusst, dass wir auf einem guten Weg sind, aber ob und wann der Knoten platzt, das weiß man natürlich nicht.“ Dann wäre Fußball ja auch langweilig, wenn man immer schon im Voraus wüsste, wer jetzt das 2:0 macht, nicht wahr, die Herren von der Kultur? THOMAS BECKER