Unbestätigter Ententeich

Das Buch „Ente auf Sendung“ soll Kinder mit dem Medienbetrieb vertraut machen

Ein schönes Buch, locker und abwechslungsreich geschrieben, witzig illustriert: „Ente auf Sendung“, eine Sammlung von rund 20 Beiträgen prominenter und weniger bekannter Journalisten und Medienmanager, herausgegeben von Maybrit Illner („Berlin Mitte“, ZDF) und der ehemaligen Leiterin von Rowohlt Berlin, Ingke Brodersen („Der Kanzler wohnt im Swimmingpool“).

Doch leider hält der Inhalt nicht, was der Untertitel verspricht, nämlich von „Medien und ihren Machern“ zu berichten. Und das Ziel der Herausgeber, die so genannte Medienkompetenz gerade bei Jüngeren zu erhöhen, wird höchstens indirekt angesteuert. Vielmehr enthält das Buch sehr persönlich gehaltene Betrachtungen der Macher selbst über ihr berufliches Selbstverständnis, Anekdoten aus ihrem Arbeitsalltag. Mit dabei etwa Anne Will („Tagesthemen“), Hans Leyendecker (Süddeutsche Zeitung), Hans-Ulrich Jörges (Stern) oder Jürgen Leinemann (Spiegel).

Dabei entsteht ein immerhin bruchstückhaftes Bild darüber, wie in den Redaktionen gearbeitet wird – und was dabei alles schief gehen kann, im Grunde auch eine Litanei der Defizite im deutschen Journalismus. Beklagt werden unter anderem die Agenturhörigkeit von Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen und die immer weniger werdende eigene Recherche, die fehlende Distanz zwischen Journalisten und Politikern, die Boulevardisierung der Medien und der Eventcharakter von Nachrichten. Der Alltag von freien Journalisten, die um Aufträge kämpfen müssen, lässt die hehren Grundsätze der Zunft rasch in den Hintergrund treten.

Unterhaltsam geschrieben und sicherlich interessant gerade für andere Medienschaffende, bleiben nach der Lektüre noch Fragen unbeantwortet – zumindest bei jenen, die nach dem Willen der Herausgeber lernen sollen, mit den Medien kritisch umzugehen. Wie entsteht beispielsweise eine Meldung, die eine Nachrichtenagentur verbreitet und von allen anderen Medien übernommen wird? Und was geschieht mit dieser Meldung, nachdem sie auf den Bildschirmen in den Redaktionen aufgetaucht ist? Eines lernt der Leser aber auf jeden Fall, schon im Vorwort: dass der Slang-Ausdruck für eine Falschmeldung, also eine „Ente“, sich von den Buchstaben n.t. ableitet: „non testatum“, respektive „not testified“, also einfach: nicht bestätigt. Und so verstehen wir dann auch den Titel des Buches. LUKAS PHILIPPI

Maybrit Illner/Ingke Brodersen: „Ente auf Sendung. Von Medien und ihren Machern“. DVA, 224 Seiten, 19,90 Euro