AM KARSTADT-NIEDERGANG SIND AUCH DIE KOMMUNALPOLITIKER SCHULD
: Manager und Ratsherren ohne Konzept

Bei der Karstadt AG stehen rund 90 Warenhäuser überall in der Republik zur Disposition. Und zwar ganz unabhängig von ihrer Rentabilität meist nur die Filialen in mittelgroßen Städten. Ein Beleg für die Kopf- und Konzeptlosigkeit der Konzernleitung, die das ganze Handelsunternehmen mit falschen Management-Entscheidungen in eine existenzielle Krise manövrierte. Die Hunde beißen die Bosse deshalb nicht – wie immer. Gebissen werden die Letzten: etwa die ungelernten Beschäftigten bei Karstadt mit Gehältern knapp über der deutschen Armutsgrenze.

Opfer der Sanierungswut der Konzernleitung werden allerdings nicht nur rund 30.000 Arbeitnehmer überall in Deutschland sein. Die von den Schließungen der Kaufhäuser betroffenen Kommunen werden sich darauf einstellen müssen, dass ihre Innenstädte jetzt noch schneller ausbluten. Eine City verliert nämlich weiter an Attraktivität, wenn der oft einzige große Einkaufstempel dort die Pforten für immer verrammelt. Die Laufkundschaft bleibt dann aus. Die kleinen Fachgeschäfte kämpfen bald ums Überleben, viele vergeblich. Und die Kommune hat ein zusätzliches Problem: eine zerfallende Kaufhausruine als Symbol für den ökonomischen Niedergang der Stadt.

Natürlich sind die Kommunen selbst nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung. Die Ausweisung riesiger Gewerbeflächen an der Peripherie der Städte und die nachfolgende Ansiedlung von „Einkaufswelten“ oder gigantischen Möbelhäusern, für die man einen Navigator braucht, führte schon dazu, dass immer weniger Menschen zum Einkaufen noch in „die Stadt“ fuhren – und fahren. Karstadt mit seinen Kaufhäusern in den Innenstädten bekam das früh zu spüren.

Doch auch die Konzernleitung hat es über die Jahre hinweg versäumt, die Attraktivität der Cityfilialen zu steigern und etwa mit dem „Pfund Qualität“ zu wuchern – und mit dem urbanen Flair am Standort. Der Teufelskreislauf schließt sich jetzt. Zurück bleiben desillusionierte – ehemals – Beschäftigte mit Zukunftsängsten und ratlose Ratsherren. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT