Völlig überschuldet

NRW-Verbraucherministerin Höhn fordert Schutz der privaten Haushalte vor unseriösen Kreditgebern

BONN dpa/taz ■ Die Verschuldung vieler Menschen hat dramatische Ausmaße erreicht. Pro Kopf sei die Belastung allein durch Raten- und Verbraucherkredite im Schnitt auf die Rekordmarke von rund 3.000 Euro gestiegen, sagte die nordrhein- westfälische Verbraucherministerin Bärbel Höhn (Grüne) in Bonn. Insgesamt müssten bundesweit rund 230 Milliarden Euro bei solchen Krediten abgezahlt werden – „so viel wie nie zuvor“. Mehr als 3 Millionen Haushalte, die Hälfte davon Familien mit Kindern, seien überschuldet und könnten Kredite nicht mehr mit ihrem Einkommen abzahlen.

„Das ist schon heute eines der größten sozialen Probleme“, sagte Höhn auf einem Fachkongress, an dem auch Vertreter des Finanzsektors teilnahmen. Die Verbraucher müssten besser und transparenter informiert und wirksamer vor unseriösen Kreditgebern und „Machenschaften“ geschützt werden, forderte die Ministerin. Oft seien sie mit verlockenden Angeboten für Ratenkäufe, günstigen Krediten und Finanzierungswegen in Schuldenfallen getappt.

In den vergangenen 20 Jahren habe sich die Verschuldung der privaten Haushalte in Deutschland versiebenfacht. Die Zahl der überschuldeten Haushalte steige „explosionsartig“. Je mehr solcher Haushalte es gebe, umso stärker entwickele sich ein neuer Markt mit unseriösen Kreditvermittlern und Schuldenregulierern. Die Zeitungen seien voll mit Anzeigen wie „Kredit ohne Auskunft“ oder „Entschuldung sofort“. Auch Banken müssten für Kunden transparenter arbeiten, forderte Höhn. Die Kosten bei einer Umschuldung müssten vor Vertragsabschluss klar sein.