Große Koalition erschwert Hochschulzugang

Die Nicht-Abiturienten-Prüfungen werden ein Jahr lang ausgesetzt – wegen eines Streits zwischen den Ressorts Kultur und Bildung

bremen taz ■ Heftige Verärgerung gab es gestern in der Bildungsdeputation über die Frage der Nicht-Abiturienten-Prüfungen. Der Anlass: Im kommenden Jahr entfallen die für die Examen notwendigen Vorbereitungsklassen. Das geht aus einem Schreiben von Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU) hervor, das bei der Deputationssitzung verlesen wurde.

Als misslich bezeichnen diese Zwangspause Abgeordnete sowohl von CDU als auch SPD – allerdings mit gegensätzlichen Auffassungen in der Schuldfrage. Denn zuständig sind sowohl das CDU-geführte Kulturressort als auch der SPD-Senator für Bildung. „Wir müssen eine Lösung finden, die auch für das Bildungsressort tragbar ist“, spielt beispielsweise die SPD-Bildungspolitikerin Karin Kauertz den Schwarzen Peter dem Kultursenator zu. „Vielleicht kommt da ja mit dem neuen Senator Bewegung rein.“ Claas Rohmeyer, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion hält dagegen: Die Nicht-Abiturienten Prüfungen seien „überall sonst Sache der Bildungsressorts“. Sein Verdacht: „Man scheint sich dieser Aufgabe entledigen zu wollen.“

Die Nicht-Abiturienten Prüfungen sind der Schlüssel zur Uni für alle, die ohne Allgemeine Hochschulreife die Schule verlassen haben. Die Vorbereitungskurse dafür koordiniert in Bremen die vom Kulturressort getragene Volkshochschule (VHS). Die Kurse leiteten bislang allerdings Lehrer, die das Bildungsressort dafür abstellte – und deren Bezüge es weiterhin aus dem eigenen Haushalt zahlt. Als Relikt aus Zeiten des Lehrerüberhangs hatten Kultur- und Bildungsdeputation diese Lösung auf einer gemeinsamen Sitzung im Frühjahr 2003 gesehen. Also beauftragten sie das Kulturressort, ein neues Konzept zu entwickeln. „Das gibt es aber noch nicht“, sagte Bildungs-Referent André Schulz. Zwar habe die VHS eine Neuordnung durch Kooperation mit der Uni vorgeschlagen. „Aber das ist höchstens ein Entwurf.“ Der erfülle weder die Kriterien des gemeinsamen Beschlusses, noch sei er tragfähig.

„Das sehen wir anders“, kontert VHS-Direktorin Barbara Loer. Die Gründe für die Ablehnung seien ihr bislang nicht bekannt. „Wenn das auch vom Uni-Rektorat abgelehnt wurde, müssen wir in Verhandlungen treten“, so Loer. Das könne man aber nicht übers Knie brechen. Insofern sei ein Aussetzen der Kurse jetzt „keine falsche Entscheidung“. bes