„Ich glaube an die Erziehbarkeit des Bürgers“

In Sachen Kiezstreifen könne sich Spandau auf die Schulter klopfen, sagt Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz (CDU). Die meisten Leute seien einsichtig. Die anderen müsse man daran erinnern, dass sie nicht allein auf der Welt seien

taz: Herr Birkholz, ein Monat Kiezstreife – wie läuft’s?

Konrad Birkholz: Gut. Bei den Rahmenbedingungen, die beim Start von Senatsseite vorgegeben waren, können wir uns wirklich auf die Schulter klopfen.

Also kein Fehlstart?

Nicht hier in Spandau. Wir machen kleine, solide Schritte. Bei den Kiezstreifen haben wir mit fünf Mitarbeitern angefangen, acht weitere sind zurzeit in der Ausbildung. Wenn alles gut geht, werden die in der Vorweihnachtszeit zu den anderen stoßen. Dazu kommen noch 30 Mitarbeiter für die Parkraum- und Verkehrsüberwachung, die seit dem 1. September für das Ordnungsamt unterwegs sind.

Andere Bezirke haben Probleme, das Personal zusammenzubekommen. Wie ist das in Spandau?

Das größte Problem, mit dem wir zu kämpfen haben, ist bürokratischer Natur: hausinterne Probleme des öffentlichen Dienstes Berlin.

Innensenator Körting hat mal gedroht, Leute aus dem Personalüberhang notfalls auch gegen ihren Willen zu den Ordnungsämtern zu versetzen.

Für uns gilt das nicht – ohne uns Spandauer über den grünen Klee loben zu wollen. Die meisten Leute sagen von vornherein, sie wollen nur nach Spandau.

Was ist so schön an Spandau?

Wir sind hier alle einfach so nett.

Werden die Spandauer Bürger von den Kiezstreifen für Regelverstöße schon zur Kasse gebeten?

In den ersten 14 Tagen blieb es bei gutem Zureden und Ermahnungen. Inzwischen wird gelegentlich auch kassiert.

Wie sind die Reaktionen?

Unterschiedlich. Im Großen und Ganzen sind die Leute einsichtig. Sie finden es richtig, dass das Erscheinungsbild der Stadt wieder ein bisschen ordentlicher werden soll. Und dass der eine oder andere daran erinnert wird, dass er nicht allein auf der Welt lebt. Dass man etwas Rücksicht aufeinander nehmen muss.

Gibt es überhaupt keine Probleme?

Natürlich. Einer, der beim Falschparken erwischt wird, sagt natürlich: Fangt lieber die großen Kriminellen und lasst die kleinen Verkehrssünder in Ruhe. Einer, der auf’m Fahrrad in einer Grünanlage erwischt wird, sagt: Kümmert euch lieber um die Pitbulls, die ohne Maulkorb und Leine rumlaufen.

Glauben Sie an die Erziehbarkeit des Bürgers?

Ich glaube daran. Zumal wir die meisten nicht erziehen müssen. Wir müssen sie nur wieder an alte Tugenden erinnern. Unter den Jüngeren gibt es allerdings schon einige, die zum Gemeinsinn erzogen werden müssen.

Herr Birkholz, sind Sie Raucher?

Ja.

Wo entsorgen Sie Ihre Kippe, wenn Sie spazieren gehen?

Hah! (lacht) Da haben Sie den Falschen erwischt. Ich lebe nach dem Motto der BSR: Gib deiner Kippe ein Zuhause.

Soll heißen?

Ich habe meistens einen Taschenascher dabei. Wenn nicht, stecke ich den Filter in die Jackentasche.

Einmal Kippe auf den Boden schmeißen kostet 25 Euro. Wussten Sie das?

Nee, aber mich betrifft das auch nicht. INTERVIEW: P. PLARRE