über siebenbürgen musst du gehn von WIGLAF DROSTE
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Berufsdeutschen ist gar nichts peinlich. Mit Hilfe von Staat und Gesetz wollen sie sich in die Ohren derjenigen Landsleute hineinzwängen, die nicht das Mitklatschen anfangen, wenn die Worte „deutsch“ und „Deutschland“ fallen. Das Quotengerumpel ist wieder da, und jetzt hat es Erfolg: Bruno Ganz, Bernd Eichinger, ihr Führer und sein Millionenpublikum sind auch sehr dafür, dass es im Radio demnächst zwangsweise deutsch zugeht.

Dabei tut es das längst. Die Propagandisten einer Quote für in Deutschland produzierte Musik lügen, wenn sie behaupten, man werde in Deutschland ausschließlich mit dem belästigt, was sie dann „anglo-amerikanischen Einheitsbrei“ oder „anglo-amerikanische Soße“ nennen – wobei nur das Wort „anglo-amerikanisch“ wichtig ist: Es knüpft an die Zeiten des Volksempfängers an, der vom „Terror anglo-amerikanischer Bomber“ kündete.

60 Jahre später klingt das nicht anders, doch denen, die in missionarischer „Deutsche, wehrt euch!“-Pose durchs Land marschieren, fällt wie immer nichts auf. Wie auch? Einen Kopf, der sich das verbäte, haben sie nicht – bei ihnen ist der Kopf das Ding zum Musikreinmachen und Rumjubeln. Eine Bande von aggressiven Jasagern gibt die Rebellentruppe; je inflationärer ihre Litanei vom armen Musikdeutschland verbreitet wird, desto hysterischer spielen sie die unterdrückte kulturelle Minderheit.

Das Seltsamste ist, dass niemand lacht. Peter Maffay, eine Margarine von Mann, heult die Bild am Sonntag voll, die tondokumentarischen Beweise seiner musikalischen und sprachlichen Beschränktheit würden in Deutschland nicht immerzu in den Äther gequetscht. Wörtlich und in vollem Ernst behauptet der „Tabaluga“-Kinderquäler, er werde „in Deutschland diskriminiert“. Das stimmt leider überhaupt nicht – wäre es wahr, es wäre eine gute Nachricht, die beste seit langem.

Doch die Methode „Über Siebenbürgen musst du gehn“ hat Erfolg: Maffay, sein Ölknödelbruder Xavier Naidoo, die nach „Mannheim ins Heim!“ schreienden Söhne Mannheims, die vom „Verlust der kulturellen deutschen Identität“ lispelnde Inga Humpe, die kopfmäßig tiefstgelegten Tekkno-Wuttuttumms, sie sind ja überall. Dass sie ausschließlich deshalb im Radio gespielt werden, weil sie Deutsche sind, ist ihnen kein bisschen unangenehm.

Was soll man mit Leuten machen, die keinerlei Stolz haben? Die unter künstlerischer Freiheit verstehen, zu Papi Staat zu laufen und herumzuflennen, dass noch nicht alle Ohrenbesitzer gezwungen werden können, das von ihnen produzierte musikalische McDonald’s anzuhören? Die sich auf dem Fahrschein des Nationalismus ihre Stütze abholen: Ich bin deutsch, ich darf nicht verhungern? Die buchstäblich alles tun würden, um andere mit ihrer würdelosen Existenz belästigen zu können?

Wer Quotengeld will, weil er deutsch ist oder in Deutschland produziert, sollte seine Produkte auch entsprechend kennzeichnen müssen, im Sinne des Verbraucherschutzes. Wo Quote draufsteht, stirbt die deutsche Sprache vor Scham, und der Mensch von Stil und Geschmack hält sich fern.