werbepause: obi und die maulwürfe

Einst war das Bauhaus Symbol einer Avantgarde. Heute ist es der Baumarkt. Zumindest im Werbefernsehen. Und nicht nur, wenn Blixa Bargeld, mit ein wenig zu wenig Lakonie vielleicht, Hornbach-Prospekte rezitiert. Abends im Musikfernsehen. Yippie ya ya, yippie yippie yey. Vielleicht auch, weil die Baumarktkultur gerade während ökonomischer Reizzustände boomt, erlaubt sie sich in ihren Werbeclips vieles, was ziemlich unterhaltend daherkommt. Nun aber soll ausgerechnet Branchenführer Obi zu weit gegangen sein. Hat Tierfreunde erst auf die Palmen (gibt’s im Gartenparadies) gebracht und dann auf die Barrikaden (gibt’s beim Holzzuschnitt) gerufen. In der aktuellen Obi-Kampagne wird für den Profit gestorben. Einmal werden zwei Maulwürfe via Laubsauger aus ihren Gängen und im hohem Bogen in den Vorgarten gebustet. Ein anderes Mal saugt der Hochdruckreiniger des Menschen besten Freund durch die Kanalisation. Eben ging der Hund noch an der Leine, schon ist er im Gulli verschwunden. „Je Obi, desto mehr“, heißt es dazu. Zu viel für den Tierfreund ist es auf jeden Fall. Scheint doch auch die Spaßgesellschaft genau dort zu enden, wo schon Günter Grass in seinem Roman „örtlich betäubt“ den letztgültigen aller Tabubrüche ausgemacht hatte. Dort wollte der jugendliche Protagonist seinen Rauhaardackel vor dem Café Kranzler entzünden. Um Sahnetortendamen zu schockieren und gegen den Vietnamkrieg zu posieren. Eher telemedial gebildete Menschen werden derweil an etwas anderes denken: In einem Werbeclip der Obi-Konkurrenz Hornbach hat unlängst ein Killerwal einen Menschen gebissen – tödlich, aber ganz ohne moralingesäuerte Protestnoten. CLEMENS NIEDENTHAL