Verblüffende Karstadt-Gewinne

betr.: „Karstadt verramscht Arbeitsplätze“, „Schlussverkauf bei Karstadt“, taz vom 29. 9. 04

Noch häufiger als die taz ruft KarstadtQuelle den Kampf ums Überleben aus. So wies der Konzern bereits im 2. Quartal 2003 Verluste in Höhe von 139 Millionen Euro aus. Die schlechten Zahlen begründeten weitere Kündigungs- und Kürzungsrunden. Am Ende des Jahres erzielte das Unternehmen dann verblüffenderweise einen Gewinn von 220 Millionen Euro. Das hauptsächlich aus Immobilien gespeiste Plus von 1,01 Euro pro Aktie wurde zu siebzig(!) Prozent als Dividende ausgeschüttet. Der Konzern finanzierte also mit dem Verkauf von Tafelsilber die Rendite und verringerte seinen Spielraum für konstruktive Wege aus der Krise.

Nachdem die Kapitalgeber einen letzten „Schluck aus der Pulle“ genommen haben, beginnt jetzt die nächste Phase: Unter Ausrufung erneuter Überlebenskämpfe werden die Warenhäuser filettiert, letzte Fettränder entfernt und die besten Stücke mundgerecht einer Private-Equity-Firma zur weiteren Renditemaximierung vorgelegt. Herrn Middelhoffs Partner bei „Investcorp“ werden dabei eine Rolle spielen– und es wird nicht zum Schaden der Entscheidungsträger sein. Natürlich ist Verkauf eine Möglichkeit der Sanierung, aber die bestehenden Machtverhältnisse und Interessenverflechtungen bei KarstadtQuelle lassen bezweifeln, dass Optionen betrachtet werden, die das Beste für Firma, Mitarbeiter und Shareholder erzielen.

INGO KLAMANN, Düsseldorf