Tödliche Flucht endet bei Lampedusa

Erneut muss italienische Küstenwache Flüchtlingsboot aus dem Mittelmeer bergen: Auf dem mit anfangs 100 Passagieren völlig überfüllten Boot überleben nur 14

LAMPEDUSA dpa/ap ■ Bei einem neuen Flüchtlingsdrama im Mittelmeer sind mindestens elf Afrikaner ums Leben gekommen. 14 Passagiere konnte die italienische Küstenwache retten. Das Fernsehen berichtete, die Toten und die ausgehungerten Überlebenden seien an Bord eines Flüchtlingsboots südöstlich der Insel Lampedusa bei Sizilien entdeckt worden. Alle Passagiere stammten aus dem ostafrikanischen Somalia. Das etwa 12 Meter lange Boot wurde Sonntagabend an Land geschleppt. Fischer versorgten die Überlebenden mit Brot und Wasser.

„Das Boot mit der Todesfracht“ nennen römische Medien das jüngste Flüchtlingsdrama. „Wir waren 100 Leute, als wir unsere Fahrt begannen“, erzählt ein Überlebender. „Wir waren 20 Tage unterwegs. Wir mussten die Leichen der toten Passagiere ins Meer werfen.“ Offenbar sind sie an den Folgen von Hunger, Wassermangel und Kälte gestorben.

Erst vor wenigen Tagen spielte sich ein ähnliches Drama ab. „Die Schlepper sagten uns, die Überfahrt nach Italien dauert nur einen Tag. Also haben wir Essen und Wasser nur für einen Tag mitgenommen“, so ein anderer Überlebender. Am Ende der einwöchigen Reise sank das völlig überladene Boot vor Lampedusa. Der Bürgermeister von Siragusa ist verzweifelt: „Bei uns herrscht Notstand! Wir haben nicht mal mehr Särge für die Leichen.“

Offiziell sank die Zahl der Flüchtlinge, die übers Meer nach Italien kommen, dieses Jahr um 40 Prozent. Aber das Innenministerium räumt ein, dass niemand weiß, welche Dramen sich an den „Außengrenzen“ wirklich abspielen. Früher kamen die Boote vor allem aus Albanien oder der Türkei; viele Passagiere waren Kurden aus dem Irak. Heute kommen die meisten aus Afrika. Kenner des Menschenhandels sprechen von der „neuen Wüstenroute“. Meist stechen die Boote in Libyen in See – in Richtung „Außengrenze“ Europa.