Gesundheitskarte erneut bedroht

Apotheker, Ärzte und Kassen streiten um Details: Wo gehören die Patientendaten hin?

BERLIN taz ■ Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ab 2006 wird erneut von widerstreitenden Standesinteressen der Ärzte, Apotheker und Krankenkassen bedroht. Zum 1. Oktober sollten die sich auf wichtige Details der Datenübertragung dieses weltweit ehrgeizigsten Telematik-Projekts einigen.

Nun haben Apotheker und Ärzte den Termin verstreichen lassen: Die Kassen hätten ihnen Unterlagen zu spät zugesandt. Die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) war gestern noch ratlos, behauptete aber: Die neue Karte „wird kommen“.

Gegenstand des Streits ist gegenwärtig die Frage, ob die Patientendaten auf der Plastikkarte selbst gespeichert werden. Darin sehen vor allem die Apotheker eine große Chance. Sie bekämen dann gegenüber dem Medikamenten-Versandhandel wieder einen exklusiven Zugriff auf den Patienten und könnten ihm vielleicht mehr Medikamente verkaufen. Wenn die Patientendaten dagegen auf einem zentralen Server lagerten, hätten die Apotheker keinen Vorteil gegenüber dem Versandhandel.

SPD-Gesundheitspolitiker setzen auf die „Server-Lösung“ – auch weil sie davon ausgehen, dass über die Rechnungsstellen der Apotheker die Daten an die Pharmaindustrie gelängen. Auf einem Server seien die Daten vor der Industrie sicher, erklärte ein Gesundheitsexperte der taz. Nach wochenlangem Streit war vergangene Woche im Ministerium aber zunächst einmal vereinbart worden, dass sowohl die „Karten-“ wie die „Server-Lösung“ zunächst erprobt würden.

Die neue Kassenkarte für 70 Millionen Versicherte soll bislang 1,7 Milliarden Euro kosten, durch die kürzeren Datenwege aber ein Vielfaches sparen. UWI