Das Salz der Atomwirtschaft

Proteste gegen Castor-Transporte nach Gorleben: Greenpeace besetzt Verladekran, Robin Wood ruft Verfassungsgericht an, andere wollen Samstag Bahn fahren

Hamburg taz ■ Gegen den bevorstehenden Transport von zwölf Castorbehältern mit Atommüll ins Wendland protestierten gestern 20 Greenpeace-Aktivisten am Castor-Verladekran am Bahnhof Dannenberg im Wendland. Greenpeace fordert von der rot-grünen Bundesregierung, die Castor-Transporte zu beenden und den unsicheren Salzstock Gorleben als Standort für ein Atommüll-Endlager aufzugeben. „Der Salzstock ist geologisch für die Lagerung von Atommüll völlig ungeeignet“, sagte Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler, weil radioaktive Partikel ins Grundwasser gelangen könnten.

In etwa drei Wochen wird ein Transport mit zwölf Castoren aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague im Zwischenlager Gorleben erwartet. Bisher wurden 32 dieser Atommüll-Behälter dort eingelagert. Mit jedem Transport steige „das Risiko, dass auch das geplante Endlager dort in Betrieb genommen wird“, warnt Greenpeace.

Der Auftakt der Proteste gegen den neuerlichen Castor-Transport wird eine „mobile Demonstration“ am Samstag sein. In Bahnhöfen und Zügen wollen Atomkraftgegner mit dezentralen Kleingruppen-Aktionen unter dem Motto „Bahnfahren gegen die Atomwirtschaft“ dagegen protestieren, dass die Bahn sich als Transportunternehmen der Atomkonzerne verdinge. Aktionen sind unter anderem in Bremen, Göttingen, Hamburg, Hannover und Lüneburg geplant. Schwerpunkt der Aktionen sollen die Züge zwischen den einzelnen Städten sein.

Das niedersächsische Innenministerium hatte vorige Woche angekündigt, die Transporte erneut mit einem Großaufgebot an Polizei zu schützen (taz berichtete). Wie vor einem Jahr sollen etwa 13.000 Beamte der strahlenden Fracht den Weg ins Zwischenlager ebnen. Zugleich geht das Ministerium jedoch davon aus, dass lediglich etwa 3.000 Demonstranten ins Wendland kommen werden.

Die Umweltschutzorganisation Robin Wood kündigte gestern in Hamburg eine Verfassungsbeschwerde an. Mehrere Aktivisten, die wegen der Blockade eines Castor-Zuges im März 2001 vom Amtsgericht Lüneburg wegen Nötigung verurteilt wurden, wollen dies vom höchsten deutschen Gericht revidieren lassen. Details der Klage sollen nächste Woche bekanntgegeben werden.

smv