Die Zukunft in Szene gesetzt

Acht junge Kölnerinnen drehen einen Film über ihre Träume und Ängste. „Ich freu mich drauf“ ist ein erfrischendes Stück Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunft

Köln taz ■ „Das Wichtigste ist, dass ich meinen Abschluss schaffe.“ Melal grinst in die Kamera. „Danach will ich mir einen fetten BMW kaufen und mit dem Menschen, den ich über alles liebe, zusammen sein.“ Melal schiebt sich die Sonnenbrille vor ihre dunklen Augen, streichelt die Motorhaube, in deren Blau sich die Wolken spiegeln. Melal ist 19 und eines von acht Kölner Mädchen mit Migrationshintergrund, die den Film „Zukunft – Ich freu mich drauf“ gedreht haben. Er wurde jetzt erstmals im Kinosaal der Alten Feuerwache gezeigt.

Vier Monate lang haben sich die 15- bis 22-Jährigen einmal die Woche im offenen Mädchentreff zusammengesetzt, über ihre Zukunftsängste und -träume geredet, sie in Szene gesetzt und gefilmt. Mit Sozialpädagogin Andrea Zamara haben sie ihre Fragen aufgeschrieben und Passanten auf der Straße gestellt. „Was wollten Sie mit 17 machen?“ Concetta hält einer Frau das Mikrofon hin. Die Frau zuckt mit den Achseln. „Keine Ahnung. Das ist schon so lange her.“ Ein älterer Herr meint, die Jugend „sollte erst die Schule beenden und eine gute Ausbildung machen, und sich dann aufs Leben stürzen.“

Schulabschluss, Ausbildung und Arbeit sind nach Freund und Freunden die Themen, die die Mädchen am meisten beschäftigen. Der zukünftige Job macht Hoffnung wie Angst. Mit Treff-Leiterin Zamara haben sie Berufe aufgespürt und vorgestellt, die nicht im Mädchen-Schema Friseuse, Krankenschwester und Bankkauffrau auftauchen. Welche Voraussetzungen braucht man zur Autofachverkäuferin? Wie wird man Zweiradmechanikerin? Was macht eigentlich eine Kosmetikerin?

Sachliche Infos wechseln sich ab mit persönlichen Erfahrungen: Bigem, der ihr Freund die Freundschaft gekündigt hat, weil sie in die Disco will. Seda, die im Brautkleid durch den Laden tanzt. Nurhan, die weinend über ihren Büchern sitzt, ganz allein. Und Melal, die ihr Traumauto streichelt. Den Titel „Ich freu mich drauf“ haben sich die jungen Regisseurinnen am Schluss ausgesucht. „Er symbolisiert den Prozess, den sie durchlaufen haben“, erklärt Andrea Zamara.

Als Schauspielerinnen, Regisseurinnen und Interviewerinnen haben Derya, Bigem, Melal, Concetta, Nurhan, Funda, Mehtap und Seda mit technischer Unterstützung einen sehr persönlichen Film mit ausdrucksvollen Bildern geschaffen. Es wäre schade, wenn dieses Stück Auseinandersetzung mit der Zukunft in den Archiven verschwände. Ruth Helmling

Mädchentreff: 0221/ 97 31 55 25