Aloha He!

Von Elvis bis „Exotica“: Die Südsee-Sehnsucht ist ein steter Unterstrom der Popkultur

Als sich Elvis ein Hawaii-Hemd überstreifte und eine Blumenkette um den Hals warf, da hatte er seinen kreativen Zenith bereits überschritten: Sein Film „Blue Hawaii“ aus dem Jahre 1963 avancierte zwar zum erfolgreichsten Film des „King of Rock ’n’ Roll“. Doch Kitsch-Stücke wie „Aloha He“, „Hawaiian Sunset“ und höherer Blödsinn wie „Rock-a-Hula Baby“, die auf dem Soundtrack zu hören waren, sind heute von der Nachwelt zu Recht vergessen.

Mit „Blue Hawaii“ sprang auch Elvis auf jene Welle der Südsee-Sehnsucht auf, die bis heute einen steten Unterstrom der Popkultur bildet. In den Fünfzigerjahren hatte der Pauschaltourismus nach Hawaii eingesetzt, und Musical-Revuen mit Hula-Mädchen im Bastrock gehörten seitdem zum Standardprogramm vieler Insel-Besucher.

Die meisten stammten schon damals aus den USA, deren fünfzigsten Bundesstaat die pazifische Inselgruppe bildet, und kamen mit einer Schwäche für Hula-Mädchen und Hawaii-Musik wieder nach Hause.

Dort begründeten US-Komponisten wie Les Baxter und Martin Denny in den Fünfzigerjahren aus der Kombination von tropischen Rhythmen, exotischen Melodien und Südsee-Klängen in süffigen Big-Band-Arrangements ein neues Genre: „Exotica“ nannte sich diese Variante des Easy-Listening-Sounds.

Die trashigen Platten-Cover malten tropisch-schwüle Fantasiewelten mit exotischen Schönheiten, wilden Stammestänzen und mysteriösen Dschungelszenen aus. Und die Musik bildete den passenden Hintergrund zu den damals boomenden „Tiki“-Bars und -Restaurants im populären Bambus- und Kokosnuss-Design. Damit ließ sich ein simpler Swimmingpool in ein tropisches Paradies verwandeln, an dem man sich an fruchtigen Cocktail-Kreationen laben konnte: Erlebnisgastronomie für Zivilisationsmüde. DANIEL BAX