In Simbabwe geht jetzt gar nichts mehr

Die Regierung bestätigt erstmals, dass dem Land das Benzin ausgegangen ist – jüngstes Indiz des Zusammenbruchs

HARARE taz ■ Simbabwes Krise hat eine neue und dramatische Wendung genommen. Wie Ende letzter Woche von der staatlichen Tageszeitung The Herald bestätigt wurde, gibt es im Land kein Benzin mehr. „Es gibt keinen einzigen Tropfen“, sagte ein Vertreter der staatlichen Treibstoffgesellschaft Nozcim. Wenn dieser Zustand anhält, wird die bereits stark kriselnde Wirtschaft rasch zum völligen Stillstand kommen. Und das könnte das Aus für die bedrängte Regierung von Präsident Robert Mugabe bedeuten, die bisher beharrlich jede Kritik an ihrer Amtsführung zurückgewiesen hat.

Das Eingeständnis folgte auf immer offensichtlichere Anzeichen dafür, dass im Land überhaupt nichts mehr funktioniert, weil es kein Benzin gibt. Müllabfuhr, Krankenwagen und Feuerwehrautos rücken nicht mehr aus. Zuletzt konnten nicht einmal Gefangene mehr vor Gericht transportiert werden. Seit zwei Wochen schon gibt es kaum noch regelmäßigen öffentlichen Nahverkehr. Die Regierung führte das darauf zurück, dass die galoppierende Inflation die staatlich festgesetzten Fahrpreise unattraktiv niedrig gemacht habe, und verfügte am vergangenen Donnerstag eine Preisverdoppelung. Benzin brachte das aber nicht in die Tanks. Private Verbraucher können schon seit Monaten nicht mehr tanken, außer wenn sie über eine staatliche Sondergenehmigung verfügen.

Benzin wird in Simbabwe schon seit drei Jahren rar – wie so gut wie alle Güter des täglichen Bedarfs, Grundnahrungsmittel und zuletzt sogar Geldscheine. Der Grund war Devisenknappheit wegen des Zusammenbruchs der simbabwischen Exportwirtschaft infolge der Besetzung der meisten kommerziellen Agrarbetriebe des Landes. In den letzten Jahren hatte Libyens Regierung sich erbarmt und etwa 70 Prozent von Simbabwes Benzinbedarf zu Sonderkonditionen gedeckt. Im Gegenzug bekam Libyen Anteile an simbabwischen Staatsbetrieben. Aber dieser Deal brach im August zusammen, weil Simbabwe seinen Verpflichtungen nicht mehr nachgekommen war. Auch eine Reise von Mugabe nach Libyen änderte daran nichts.

Andere potenzielle Lieferanten verlangen Vorauszahlung, was die Regierung nicht leisten kann. Seit Juni ist das staatliche Importmonopol auf Benzin zwar aufgehoben. Daraufhin vervierfachten sich die Benzinpreise an der Tankstelle sofort auf umgerechnet rund zwei Euro pro Liter. Aber ausländische Unternehmen, die über Devisen für Importe verfügen, steigen ungern in simbabwische Importgeschäfte ein, da sie dadurch im Lande nur den wertlosen simbabwischen Dollar einnehmen. Auch ein Versuch der Regierung, die für die Verwaltung des Benzinmangels zuständige Staatsfirma Nozcim durch die Emission von Aktien zu rekapitalisieren und ihr damit Geld für Einkäufe zu verschaffen, fiel flach.

Eine Zeitlang behauptete die Regierung, es gebe in den Städten so wenig Benzin, weil die neu angesiedelten Bauern auf dem Land enteigneter weißer Farmer prioritär versorgt würden. Aber von 150 Millionen Liter Diesel, die zum Beginn der Aussaat im November bei den Bauern für deren Geräte angekommen sein sollten, sind in Realität nur 280.000 geliefert worden. So ist auch die nächste Missernte bereits vorprogrammiert – in einem Land, dessen Wirtschaftsleistung im freien Fall ist, wo die Arbeitslosigkeit bei 80 Prozent liegt und ein Großteil der Bevölkerung Hunger leidet.

GODFREY KARORO