Der Kampf um mehr Leben an der Elbe

Hochwasserschutzkonferenz in Erfurt: Deutschland und Tschechien wollen endlich einen Aktionsplan für die Elbe

DRESDEN taz ■ Für den grünen Bundesumweltminister Jürgen Trittin ist der Hochwasserschutz ein Jahr nach der großen Flut offenbar kein Thema mehr. An der zweitägigen Hochwasserschutzkonferenz, die gestern in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt begann, nimmt er auf jeden Fall nicht teil. Dabei hat die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe, Ikse, geladen. Die hat bereits Erfolge vorzuweisen. Jetzt kümmert sie sich darum, den „Aktionsplan Hochwasserschutz Elbe“ in den angrenzenden Ländern umzusetzen.

Zu großen Teilen soll dieser Aktionsplan zwischen der Bundesrepublik und Tschechien bereits abgestimmt sein. In den letzten Wochen gab es zwischen dem sächsischen Umweltministerium und Prag Gespräche. Das mit der Hochwasserforschung beauftragte Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden hat vorgeschlagen, mit EU-Geldern Überflutungsräume am Oberlauf der Elbe in Tschechien zu schaffen. So sollen gefährliche Pegelspitzen in Sachsen und Sachsen-Anhalt begrenzt werden. Tschechien will zudem mehrere Staustufen bauen, Sachsen lehnt das ab. Als der Thüringer Umweltstaatssekretär Stefan Baldus die Tagung eröffnete, betonte er, Gewässerschutz müsse „ökologische, soziale und ökonomische Aspekte einbeziehen“.

Die „Vereinbarung über die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe“ war 1992 der erste völkerrechtliche Vertrag, den die wiedervereinigte Bundesrepublik unterschrieb. Vertragspartner sind Tschechien und die EU. Das Sekretariat der Ikse hat seinen Sitz in Magdeburg. Mit einem ersten Aktionsprogramm konnten seit 1990 123 Kläranlagen neu- und 114 ausgebaut werden. Die Abwasserlasten gingen je nach Stoffart um 70 bis fast 100 Prozent zurück.

Entlang des letzten naturnahen Flusses in Europa wurden in den letzten Jahren 183 Gebiete unter Schutz gestellt. 1997 bestätigte dann die Unesco auf einer Länge von rund 400 km das Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“. Heute leben in der Elbe 52 Fischarten, das ist doppelt so viel wie in den Achtzigerjahren. Aus dem Uferfiltrat kann wieder Trinkwasser gewonnen werden. Auch die Nordsee, in die die Elbe mündet, wird somit weniger belastet. MICHAEL BARTSCH