Abend bringt Ruhe

Studie belegt: Ausweitung der Öffnungszeiten des Drob Inn in St. Georg entlastet den Stadtteil von der Drogenszene

Auch ohne die Junkies aus der Schanze ist der Bedarf nach mehr Plätzen groß

von ELKE SPANNER

Erstmals ist die These wissenschaftlich belegt, dass die niedrigschwelligen Hilfsangebote des „Drob Inn“ den Stadtteil St. Georg erheblich von der Drogenszene entlasten. Der Träger „Jugendhilfe“ hat zusammen mit dem Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung der Universität (ZIS) eine Studie zu der Frage verfasst, inwieweit die seit Juni in den Abend hinein verlängerten Öffnungszeiten des Drob Inn rund um den Hauptbahnhof bemerkbar sind.

Das Ergebnis der Studie: „Die verlängerten Öffnungszeiten“, so sagte gestern der Verfasser der Studie, Michael Prinzleve vom ZIS, „haben einen deutlichen Entlastungseffekt für den Stadtteil: Während der Abendöffnungszeiten wurden deutlich weniger Konsumenten auf den Straßen gezählt“. Es ist davon auszugehen, dass sich der Effekt ab November noch verstärkt: Wenn das Drob Inn ins benachbarte „Wüstenrothaus“ zieht, wird es werktags bis 5 Uhr morgens geöffnet sein.

Bei der Präsentation seiner Ergebnisse betonte Prinzleve, dass diese nicht ohne weiteres auf andere Stadtteile und Einrichtungen zu übertragen seien. Ob der Entlastungseffekt auch bei anderen Hilfsangeboten eintritt, hänge von deren Attraktivität für die Szene ab. Insoweit geht der Wissenschaftler davon aus, dass auch der stets überlaufene Fixstern im Schanzenviertel erheblich entlastet würde – bis zum Jahresende. Dann soll der Fixstern geschlossen werden.

Prinzleve hat für seine Untersuchung nicht nur die Junkies gezählt, die er während und nach den Öffnungszeiten des Drob Inn auf einer bestimmten Route in St. Georg angetroffen hat. Er hat sie zudem nach ihren Konsumgewohnheiten und ihrem Gesundheitszustand befragt, um daraus ableiten zu können, welche Angebote im neuen Drob Inn besonders wichtig sind. Hauptergebnis ist, dass die meisten potenziellen KlientInnen für die Nachtstunden überwiegend Crack, nebenher aber nach wie vor Heroin konsumieren. Darauf stellt sich das Drob Inn insoweit ein, als es nicht nur mehr Crack-Rauch und Heroin-Spritzplätze anbietet als zuvor. Das Konzept ist laut Einrichtungsleiter Peter Möller zudem so flexibel, dass bei Bedarf die Plätze zum Rauchen oder intravenösen Konsum umgeschichtet werden können.

Das neue Drob Inn wird insgesamt 15 Konsumplätze haben und damit fünf Plätze mehr als zuvor. Möller betonte, dass dies schon geplant wurde, lange bevor der Senat die Schließung des Fixstern bekannt gegeben hat. Auch ohne die Junkies aus dem Schanzenviertel, die nun erwartungsgemäß zum Hauptbahnhof umziehen werden, war der Bedarf in St. Georg nach mehr Plätzen groß. Im Drob Inn selbst wird die Fixstern-Schließung nach Einschätzung von Möller kein Chaos verursachen, weil „wir mit Warteliste arbeiten und nur eine begrenzte Anzahl an KlientInnen reinlassen“. Die Auswirkungen der Fixstern-Schließung, so seine Einschätzung, „werden eher auf den Straßen von St. Georg zu sehen sein“.