Albers tritt an – vielleicht

Der Bremer SPD-Chef beteiligt sich nicht am Streit um seinen Posten, sondern blickt gebannt nach Berlin auf die große sozialdemokratische Programm-Debatte

Bremen taz ■ Schon wird um den Stuhl des Bremer SPD-Landesvorsitzenden Detlev Albers (Foto) gerangelt, aber der ist noch nicht frei: Erst nach dem Bundesparteitag der SPD, auf dem er wieder für den Bundesvorstand kandidieren will, so erklärte Albers zur taz, werde er sich zu der Frage äußern, ob er in Bremen wieder antreten werde. Das Bremer Amt sei eine wichtige Ausgangsposition für die Berliner Kandidatur.

Derweil sieht sich Albers in einem „dramatischen Richtungskampf“ in der Bundespartei an vorderer Front engagiert. Es geht um die Frage, ob aus dem SPD-Programm der „demokratische Sozialismus“ und die „Wirtschaftsdemokratie“ herausgestrichen werden sollen. Ausgerechnet SPD-Generalsekretär Olaf Scholz, der alte Hamburger Weggefährte von Albers, hat vorgeschlagen, den regierenden Pragmatismus nicht länger mit verstaubten visionären Floskeln zu belasten. Während andere Sozialdemokraten wie Wolfgang Thierse oder auch der Bremer SPD-Fraktionsvorsitzende Jens Böhrnsen den „demokratischen Sozialismus“ nur aus pietätvoller Traditionspflege auf dem Papier stehen lassen würden, ist Albers der einzige Kopf in der SPD-Führung, der damit konkrete Zukunftvorstellungen verbindet – sagt Albers.

In einem Aufsatz für die Frankfurter Rundschau hat er das konkretisiert. „Leben wir nicht in einem Jahrhundert, in dem es erstmals möglich sein wird, das Versprechen Beethovens und Schillers in der Europa-Hymne Alle Menschen werden Brüder tatsächlich einzulösen, damit Demokratie und den Beginn demokratisch-sozialistischer Verhältnisse überall vom Himmel der Vision auf die Erde der politischen Wirklichkeit zu holen?“ Die Vision in der Grundüberzeugung, versichert Albers, schaffe den „Zusammenhalt und die Schlagkraft“ für die pragmatische Regierungspolitik der SPD, die Albers im Koalitionsausschuss der Bremer Koalition mit der CDU praktiziert. kawe