Der Affe, Dein Bruder

Die Schimpansenforscherin Jane Goodall wirbt in der Patriotischen Gesellschaft für ein Ende des Handels mit Wildtieren und Tropenholz. Nur so könne dem rasanten Artensterben Einhalt geboten werden. Start einer Aktionswoche für Kinder

von Gernot Knödler

Wenn wir die Abholzung der Urwälder und den Handel mit wilden Tieren nicht drastisch verringern, wird es in wenigen Jahren keine Elefanten, Schimpansen und Löwen mehr geben – ganz abgesehen von 100.000en weniger bekannter Arten. Das ist die Botschaft, die die Biologin Jane Goodall am Sonnabend in der Patriotischen Gesellschaft übermittelt hat. Zusammen mit dem Internationalen Tierschutzfonds (IFAW) versucht die Forscherin, die mehr als 30 Jahre in engem Kontakt mit Schimpansen im Busch verbracht hat, ein Bewusstsein dafür zu schaffen wie einzigartig und wertvoll unsere Mitgeschöpfe sind. Sie hat die Patenschaft für die diesjährige Tierschutz-Aktionswoche (Animal-Action-Week, AAW) des IFAW übernommen, mit der Kinder und Jugendliche dazu gebracht werden sollen, sich für den Naturschutz zu engagieren.

Die Britin, die 1960 von dem Anthropologen Louis Leakey in den Busch geschickt wurde, um das Leben frei lebender Schimpansen zu erforschen, brachte Spektakuläres ans Licht. Nachdem sie die Affen an ihre Anwesenheit gewöhnt hatte, beobachtete sie eines Tages, wie sich ein Schimpanse ein Werkzeug anfertigte, um damit Termiten aus ihrem Bau zu fischen. Leakey reagierte begeistert: „Entweder wir müssen ‚Werkzeug‘ neu definieren, den Menschen neu definieren oder die Schimpansen zu den Menschen zählen“, folgerte der renommierte Forscher. Sein Satz ging um die Welt.

Goodalls hautnahe Beobachtung der Schimpansen und anderer Tiere hat sie zu der Überzeugung geführt, dass es vom Tier zum Menschen nur ein kleiner Schritt ist. „Es gibt keine scharfe Trennungslinie zwischen ihnen und uns“, glaubt Goodall. Ihre Erlebnisse haben sie davon überzeugt, dass Schimpansen wie andere Tiere Angst und Freude empfinden, selbstlos handeln und mit Hilfe von Symbolen kommunizieren können.

Sie kann das mit unzähligen Anekdoten aus ihrer Feldforschung belegen. Eine Besucherin ihrer Schimpansen-Station habe einmal zu den kürzlich gefütterten Affen gesagt: „Na ihr Burschen, seid ihr bereit fürs Mittagessen?“ – „Die Affen sind ganz wild geworden“, erzählt Goodall lächelnd. „Die glaubten es gäbe einen Nachschlag.“ Der Handel mit wilden Tieren unterscheidet sich für sie nach solchen Erfahrungen nicht vom Sklavenhandel.

Nach Ansicht Goodalls, ihrer Umweltschutzorganisation Jane-Goodall-Institute (JGI) und des IFAW muss der Markt für wilde Tiere ausgetrocknet werden. „Was der Einzelne tut, ist wichtig“, sagt Goodall. Jeder der sich ein wildes Tier oder Produkte daraus aus dem Urlaub mitbringt oder hierzulande erwirbt, trägt zur Ausrottung der Art bei. Das Gleiche gilt für Leute, die Gartenmöbel aus Tropenholz kaufen. Denn die Holzfäller erschließen erst denn Dschungel. Sie zerstören diesen einzigartigen Lebensraum und werden mit dem Fleisch der wilden Tiere verpflegt. Die leicht zu fälschenden Zertifikate für nachhaltig gewonnenes Tropenholz hätten großen Schaden angerichtet, sagt Peter Hammelsbeck, Präsident des JGI in Deutschland.

Bei der AAW arbeitet die Jugendorganisation des JGI, Roots&Shoots („Wurzeln&Sprossen“) mit dem IFAW zusammen. 750.000 Kindern sollen dabei Informationen und Handlungsmöglichkeiten geboten werden, mit der sie die Artenvielfalt schützen können, etwa indem sie Selbstverpflichtungserklärungen zum Verzicht auf den Kauf von wilden Tieren sammeln.

Infos unter www.ifaw.de oder☎ 040/86650013