Wochenübersicht: Lautsprecher
: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Es ist die für viele Bewegungslinke bange Frage, ob sich heute doch noch einmal Menschen auf dem Alexanderplatz einfinden werden, eine Montagsdemo ist ja nicht einmal mehr richtig angekündigt. Die Ergebnisse der letzten Landtagswahlen und das folgende Eintrommeln auf die Anti-Hartz-Kampagnen wird genauso Leute von der Teilnahme abhalten, wie es die Selbstdiskreditierung einiger Demonstranten tut, die nicht begriffen haben, dass Politik Lobbyarbeit für sich selbst ist, und dass die Hartz-Proteste nicht dadurch aufgewertet werden, dass man „alles“ zugleich fordert. Dass zudem die PDS mitdemonstrieren durfte, deren parlamentarischer Arm in Berlin die Hartz-IV-Gesetze willig mitträgt, spricht eh Bände. Die Berliner Montagsdemo ist wohl Geschichte. Zu hoffen ist, dass wenigstens aus der Selbstorganisation einiger von Hartz IV Betroffenen bleibende Initiativen erwachsen. Am Sonntag wird der Opfer der „NS-Euthanasie“ gedacht, die Gruppe Frauentouren und der VVN-VdA Berlin werden gemeinsam nach Bernburg in Sachsen Anhalt fahren, einem Zentrum der „Vernichtung unwerten Lebens“. Gerade wenn man sich die immer neuen Attacken auf Gehandicapte ansieht, die auch im gesellschaftlichen Rahmen immer weiter ausgegrenzt werden (durch Mittelkürzungen hier und Förderung einer normativistischen Biotechnologie dort), ist es außerordentlich wichtig, an diese Opfer der deutschen Volksgemeinschaft zu erinnern. Auf der Fahrt wird in diversen Referaten sowohl über die Opfer gesprochen, als auch die Ideologie der Täterinnen und Täter beleuchtet, die nach dem Krieg, selbst in Relation zu den verhältnismäßig milden Urteilen gegen andere Nazis, noch glimpflich davon kamen. Viele Ärzte verloren nicht einmal ihre Approbation. Anmeldung unter ☎ 62 61 651. Abfahrt 8.30 Uhr in der Gneisenaustraße 111.