Insel im Besucherstrom

Zeitgenössische Videos aus Frankreich im Essener Folkwang Museum. Bald ist für derartiges kein Platz mehr

Essen taz ■ Stille. Ruhe. Konzentration, während eine Etage tiefer die Busladungen durch die Mega-Cezanne-Ausstellung strömen. Kein Ton ist zu hören, obwohl die Augen eine Viertelstunde lang Explosionen wahrnehmen, detonierende Fahrzeuge, ein Flammenmeer.

Das Essener Folkwang Museum zeigt die Video-Ausstellung „The right man at the right Place“ aus der französischen Sammlung FNAC. Die zeitgenössische Kunst befindet sich dort seit Anfang der 90er Jahre im Umbruch, eine junge Künstlergeneration reflektiert gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Einer von ihnen ist der Videokünstler Absalon (1964-1993), von dem vier Arbeiten zu sehen sind. In seinem Dreiminutenfilm „Assassinats“ (1993) werden unentwegt Menschen erstochen. Im Auto, auf offener Straße. Die Krimi-Szenerie scheint bekannt, der Ablauf surreal, ein Messer hat der Täter nicht.

Necmi Sönmez, Kurator für zeitgenössische Ausstellungen im Museum, hat die Arbeiten zusammengestellt. Ihre Präsentation ist schwierig, sagt er. Viele Künstler machten genaue Angaben darüber, wie sie gezeigt werden müssen. Sönmez wird das Haus bald verlassen. „Die Essener lieben ihr Museum nicht“, sagt er. Vielen sei auch der Eintritt zu teuer. Die kleinen Räume für Experimentelles im ersten Stock würden bald auch für Groß-Ausstellungen benutzt werden. Hinter ihm detoniert wieder lautlos ein Jeep im Feuersturm. „Claude Closky‘s „Brraoumm“ (1995) sampled Hollywoods Actionfilme von Schwarzenegger bis Willis. Unten rollen die Busse für Cezanne an. Ausstellungen sind Wirtschaftsunternehmen. Wenn der Künstler bekannt genug ist. PEL