Migrantenvereine sollen sich besser managen

Das Landeszentrum für Zuwanderung hat einen Leitfaden für Migrantenorganisationen herausgebracht. Das Handbuch will helfen, Öffentlichkeitsarbeit und Anträge zu optimieren und Ehrenamtliche am Ball zu halten

RUHR taz ■ Am Anfang landeten seine dreiseitigen Pressemitteilungen noch in den Papierkörben der Medien. „Wir waren enttäuscht und fühlten uns abgelehnt“, erzählt Sascha Zinflou aus Bochum, ehemaliger Landesvorsitzender der Initiative Schwarzer Deutscher in NRW. Zinflou hat in einem Weiterbildungsseminar beim Landeszentrum für Zuwanderung (LzZ) NRW jetzt gelernt, wie man Pressemitteilungen schreibt, damit sie Journalisten wahrnehmen. Auch wie man einen Verein finanziell und personell zusammenhält.

Speziell für Zuwanderervereine hat das LzZ zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung jetzt ein Management-Handbuch herausgebracht, das gestern in Bochum vorgestellt wurde. „Wir haben ein großes Interesse daran, die Selbstorganisation von Migranten zu unterstützen“, sagt Carmen Teixera, Leiterin des Landeszentrums.

Die Landesregierung stellt jährlich 335.000 Euro für die Förderung der Zuwanderervereine zur Verfügung. Damit werden konkrete Projekte unterstützt. Seit 2000 bildet es Mitglieder von Vereinen in Management-Methoden weiter. Das Handbuch „SternStunden“ sei ein weiterer Baustein zur Qualifizierung der Selbstorganisationen von Migranten, so Teixera. Dieses sei auch dazu da, engagierte Ehrenamtliche in ihrer Arbeit zu motivieren.

Dass Vereinsarbeit keine deutsche Eigenschaft ist, zeigt die neueste Umfrage des Zentrums für Türkeistudien in Essen. Demnach sind fast zwei Drittel der türkeistämmigen Migranten aktiv in Vereinen, Verbänden oder Initiativen tätig. Alleine im Ruhrgebiet existieren etwa 800 solcher Gruppierungen. Und das sind nicht nur Moscheen und Sportvereine: In Duisburg setzt sich das Migrantenforum Deutschland gegen Ausgrenzung und Rassismus ein. Im griechischen Verein in Castrop werden ältere Griechen bei Rentenfragen beraten, in Gelsenkirchen hat sich der türkische Lehrer- und Erzieherverband im Ruhrgebiet gebildet.

Warum die Selbstorganisationen von Einwanderern besonders viel Qualifizierung bedürfen, glaubt Sedat Cakir, einer der beiden Autoren des Handbuchs, zu wissen: „Wenn Organisationen gegründet werden, dienen sie meist der Selbstfindung“, sagt er. Erst seit wenigen Jahren seien diese im Umbruch. Migrantenverbände versuchten sich mehr nach außen zu orientieren und die deutsche Öffentlichkeit auf sich aufmerksam zu machen.

Wenn am 1.1.2005 das neue Zuwanderungsgesetz in Kraft tritt, gewinne auch die Zusammenarbeit der Migrantenorganisationen mit den deutschen Behörden an Bedeutung. „Für die Formulierung von Integrationszielen brauchen die Ämter qualifizierte Partner“, sagt Cakir.

NATALIE WIESMANN