UN hat Lage in Irak unterschätzt

Kommission wirft Vereinten Nationen vor, die Sicherheit ihrer Mitarbeiter in Bagdad vernachlässigt zu haben. Angriff auf schiitischen Islamrat in Nadschaf

NEW YORK/BAGDAD afp/ap ■ Nach zwei Anschlägen auf das UN-Hauptquartier in Bagdad hat eine unabhängige Kommission den Leitungsgremien in New York und in der irakischen Hauptstadt schwere Versäumnisse bei den Sicherheitsvorkehrungen vorgeworfen. Das UN-Team in Bagdad und die New Yorker Zentrale hätten die feindselige Atmosphäre nach dem offiziellen Ende des Irakkriegs unterschätzt, hieß es im Bericht der Experten unter Leitung von Finnlands Expräsident Martti Ahtisaari.

Bei der Rückkehr ihrer Mitarbeiter Anfang Mai nach Irak habe die UN „eigene Regeln und Anordnungen zur Sicherheit“ umgangen, rügt der Bericht. Die Unterorganisationen hätten mit falschen Zahlen operiert, um zu verdecken, dass sie mehr Mitarbeiter als genehmigt beschäftigten. Der getötete Sonderbeauftragte Sergio Vieira de Mello habe sich geweigert, seine Amtsräume zu verlegen, obwohl er mehrfach auf ihre gefährliche Lage hingewiesen worden sei. Die Kommission bedauert die Entscheidung von Generalsekretär Kofi Annan, nach dem neuen Anschlag nicht das gesamte ausländische Personal abzuziehen.

In Nadschaf sind gestern Mitglieder des Obersten Rats für die Islamische Revolution in Irak (Sciri) angegriffen worden, deren Oberhaupt Bakir al-Hakim Ende August bei einem Anschlag auf eine Moschee getötet wurde. Vier der sechs Bewaffneten wurden festgenommen. Nach Angaben eines Sciri-Sprechers sollen sie Anhänger des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein sein.

Bei einem Bombenanschlag westlich von Falludschah im Irak wurden gestern Morgen mindestens sechs Soldaten verletzt. Bei einer erneuten Detonation in einem Tunnel in Bagdad wurden zwei US-Soldaten leicht verletzt.